Okay, okay, die Metapher hakt ein bisschen und die Herren von Delta Spirit würden an dieser Stelle auch bestimmt entrüstet Einspruch erheben. Das einst in Kalifornien ansässige Quintett ist der Meinung, die Klaustrophobie seines New Yorker Studios sei in die Stimmung seines vierten Albums geflossen. Sicher, “Into The Wide” ist keine Party-Platte. Aber kleinformatig ist hier bestimmt nichts. Das geht schon bei den Texten los: In “Take Shelter” verteilt Frontmann Matt Vasquez banal-pathetische Durchhalteparolen an die Schicksalsgebeutelten dieser Welt, in “War Machine” stemmt er sich heldenhaft gegen den bösen Krieg und die Abschlussnummer “The Wreck” ist die ultimative Liebeserklärung an die Frau Gemahlin. Auch musikalisch richtet sich die Band – wie schon in ihren folkig angehauchten Anfangstagen – stets ans große Rund. “Into The Wide” eben. So kommt das Titelstück als hymnische Powerschnulze mit U2-Flair daher. Im weiteren Verlauf drängen sich The Killers und gar Reamonn als Referenzen auf, besteht doch das Gros der Platte aus eher überraschungsarmen Midtempo-Nummern und Balladen samt ausladender, mehrstimmiger Refrains, viel Hall, käsigem Synthie-Einsatz und arg sterilem Drumsound. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass Delta Spirit ab und zu auch aufs Gaspedal treten und ein paar ihrer Breitwandnummern dann doch einen gewissen Sog entfalten, der einen zum Mitzuschunkeln animiert. Insgesamt bleibt “Into The Wide” allerdings zu bieder und kalkuliert – trotz des abgerockten Lochs, in dem es entstanden ist.
weitere Platten
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