Ohne Veröffentlichung fürs Melt! Festival gebucht, mit Vampire Weekend und den Editors auf Europa-Tournee, Auftritte beim SXSW-Festival in Austin, das eigenwillige Debütalbum mit beachtlichen Chartpositionen versehen, Kritikerpreis beim ECHO: Das darf man schon eine Blitzkarriere nennen. Sizarr, das Trio aus Landau, konnte mit seinem Debütalbum “Psycho Boy Happy” nicht nur die Meinungsführer in puncto Electroclash überzeugen, sondern auch das Feuilleton und jeden Melancholiker. Besonders berührend am Debüt war die Mischung aus vertrackter Rhythmik, nassforscher Ungezügeltheit im Arrangement und der massiv sehnenden Stimme von Fabian Altstötter. Diese Elemente finden sich auch auf “Nurture”, obschon in anderer Gemengelage. Die Stimme steht exponiert im Vordergrund, die Rhythmik ist dafür eher dezent verschroben. Die kantige Ungenauigkeit des Debüts, die einen großen Teil seines Charmes ausmachte, wurde bei diesem – offenbar sehr durchdachten – zweiten Album durch eine reduzierte Pointierung ersetzt. Letzteres ist besonders schade, werden die Songs von Sizarr dadurch austauschbarer und verlieren einen Teil ihrer Besonderheit. Wirklich störend an den erneut ausgezeichnet komponierten Songs ist aber so manche Klangfarbe; Plastik-Gitarren und Quietsch-Synthies erinnern an schrecklichste Momente des 80er Pop. Schade, denn mit etwas weniger Nachdenken wäre aus diesem guten Album ein dringliches geworden. So wirkt vieles leider etwas kalt – und zu kalkuliert.
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Psycho Boy Happy
VÖ: 14.09.2012