Wer wissen will, wie es geklungen hätte, wenn Interpol nach ihrem Debüt links abgebogen wären, statt den Sound zu polieren, kann Viet Cong hören. Vor allem die hinteren Songs ihre Debütplatte fahren im gleichen Fahrwasser: der treibende Wave-Punk von “Silhouettes”, vor allem aber das schleppend-stampfende Goth-Drama “Continental Shelf”. Dunkle Stücke sind das – und echte Perlen für Interpol-Fans. Doch Viet Cong wollen mehr, und stellen die eigenartigen Stücke an den Anfang der Platte. Der Auftakt “Newspaper Spoons” beginnt mit verzerrten Industrial-Trommeln, die an die frühen Einstürzenden Neubauten erinnern. Dann beginnt ein geisterhafter Tanz um Ölfässer, wie man ihn von der Liverpooler Indie-Institution Clinic kennt, schließlich übernimmt eine Orgel das Geschehen, die sich auch bei DJ Shadow im Maschinenpark von Endtroducing befand. Gut geklaut. Aber der Weiterverkauf des Diebesguts findet unter besonderen Umständen statt, denn die Band lässt sich einiges einfallen, um die Sounds in neue Kontexte zu verpacken. Das gelingt auch bei “March Of Progress”, der als düsterer Ritt einer Roboter-Kakerlakenarmee beginnt, bevor das Stück langsam aufbricht, Viet Cong zur Harfe einen Psychedelic-Part singen und die Robo-Viecher abschließend zu kosmischer Musik ins Weltall schießen. Der längste Track steht am Ende und heißt “Death”. Es beginnt kristallklar, der einzige Hoffnungsschimmer in dieser düsteren Klangwelt. Mit jeder Minute wird der Song kaputter – dann schält sich nach knapp neun Minuten ein Postpunksmasher aus dem Chaos, beschlossen wird das Monster von Todes-Bluesriffs. Es passiert eine Menge auf dieser Platte. Angst im Dunkeln sollte man jedoch nicht haben.