Das letzte Riff im letzten Song “Spirit At Aphelion” dürfte noch ewig weitergehen, es wird aber langsam ausgefadet. Der folgende Blick auf die Tracklist deckt sich nicht mit dem Erlebnis – das sollen nur fünf Songs sein? Deren durchschnittliche Länge von zwölf Minuten erklärt schon besser, was man in nur einem Song von Elder durchmacht. Bassist Jack Donovan, Schlagzeuger Matt Couto und allen voran Gitarrist Nick DiSalvo stecken so viele Ideen und Ansätze in ihre Songs, dass sie am Ende eigentlich chaotisch überfrachtet klingen müssten. Das sind sie aber nicht, und das ist ihre große Stärke. Schon die erste Gitarrenlinie im eröffnenden “Compendium” lässt erahnen, wie DiSalvo die Riffs und Melodien in der folgenden Stunde aus der Gitarre sprudeln werden. “Compendium” ist melodiös, hart, treibend, vertrackt und auf den Punkt. Der 16-minütige Titeltrack legt noch einen drauf: Nach einem Ambient-Part in der Mitte, schleicht sich wieder eine dieser genialen Gitarrenlinien ein. Der nächste Trip startet, macht ein kurzes Postrock-Break, um dann wieder Gas zu geben. Ob mit Gitarrenthemen oder wohl dosiertem Gesang, Elder packen immer rechtzeitig und voll zu. Ihre (neue) musikalische Offenheit verschafft ihnen deutlichen Vorsprung vor einigen der gerade gehypten Retro-Heavy-Rock-Bands. Und was manchen Progbands durch Vetrackt- oder Verkopftheit an Spielfreude abgeht, haben die Bostoner auf “Lore” zu einem lodernden Feuer geschürt. Der Rest ist pure Magie.
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