Den bezeichnete Kollege Jan Schwarzkamp in einer Mail einst kurz und passend als Pflanzenfreak-Post-Black-Metal. Denn Botanists – der Bandname verrät es bereits – wirsche Avantgarde-Metal-Abfahrten berufen sich auf Natur- und Pflanzenlehren. Lotus Thief – der Bandname und das Cover lassen es bereits erahnen– verfolgen einen ähnlichen Ansatz. Rervm sei an “De Rerum Natura” (“Über die Natur der Dinge”) angelehnt, ein uraltes Lehrgedicht des römischen Philosophen Titus Lucretius Carus. Es geht darin um Naturphilosophie und Gemütsruhe, aber auch darum, über falschen Glauben aufzuklären. Die bruchstückhaften Texte (man kann sie zwar nicht ansatzweise verstehen, aber im Booklet nachlesen) sparen dementsprechend nicht mit Naturvokabeln. Musikalisch setzen Bezaelith (Bass, Gitarre, Synthesizer, Gesang) und Otrebor (Schlagzeug) ihr Rervm-Konzept mit sechs Songs in knapp 50 Minuten um, die zwischen Schönklang und Double-Bass-Raserei pendeln. Stimmlich reicht die Palette von gefauchtem Hexengeflüster, über nicht immer so gelungenen Klagegesang (zum Beispiel in “Discordia”) bis zu wunderbar hallverstärkten Engelsgesang in “Aeternvm”. Ein rundum gelungener Song, der seine Ambient- und Double-Bass Momente geschickt zwischen ein schweres Riff-Grundthema platziert. Wie man Schönklang und Black Metal perfekt kombiniert hatten Deafheaven im letzten Jahr vorgemacht, Lotus Thief vollbringen ähnliches – auf ihre Weise. Und mithilfe eines Tonstudios, das sich “Atomic Garden” nennt.