Denn dafür sind Koeter einfach zu desillusioniert und unzufrieden – mit sich selbst, mit der Gesamtsituation und der scheinbar unbegrenzten Blödheit der Menschheit an sich. Diesem Unmut macht Sänger und Gitarrist Michi in seinen, gelegentlich ganz schön bösen, textlichen Momentaufnahmen Luft. Die Punk-Mentalität, die er in seiner alten Band Nein Nein Nein vollends auslebte, hat er durch gesangliches Melodieverständnis ausgetauscht. Konkret heißt das: “Caribbean Nights” ist über seine zehn Songs mehr Matula als Slime. Das wird schon beim zweiten Song “Die warmen Worte” klar, der mit Satzfetzen um sich wirft und gerade in der melancholischen Hook vom Rheinland Richtung Nordsee schielt. Mehr Turbostaat als Wizo, weil kluge Beobachtungen auf dem ersten Album von Koeter wichtiger sind als Plattitüden – aber das hat die Band schon auf ihrem Demo von 2010 mit der vielsagenden Textzeile “Ich hab den Punk verraten und ihr dürft über mich richten/ Und in der Hölle braten aus Identitätsbierkasten klargestellt. Die beiden Gitarren geben sich melodisch die Hand, anstatt sich immer lauter und heftiger anzuschreien, der Bass wummert klar mitten durch die Harmonien hindurch und das Schlagzeug stellt das trockene Grundgerüst für den gut gereiften Indiepunk der Band, dessen Genese nach Demo und Ten-Inch auf dem ersten richtigen Album jetzt abgeschlossen ist. Von der Raupe zum Schmetterling quasi, wenn auch einem leicht staubigen, mit eingerissenen Flügeln. Doch das steht ihm gut.
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Split mit Love A
VÖ: 19.09.2014