Dass das Rad dabei nicht unbedingt neu erfunden wird, fällt nicht weiter ins Gewicht. Klar, in den zwei Jahren, die “III” inzwischen auf dem Buckel hat, ist viel Wasser den Rhein runter geflossen. Was die Musikpolizei damals gerade noch haarscharf als frisch und aufregend durchgewunken hat, lockt heute nur noch ein müdes Gähnen hervor. Dass Toundra 2015 trotzdem aus der Masse an Postrock-Veröffentlichungen herausragen, liegt an der Liebe zum Detail, mit der die Band die acht Stücke auf “IV” ausstaffiert. Hier wird Raum gelassen für Atmosphäre und Ambiente, anstatt eine Wand aus Gitarreneffekten aufzutürmen. Möglich, dass das vierte Album der Spanier auch deshalb in der Lage ist, den Hörer zu fesseln, weil die Band die Inspiration, die man für das Finden eines passenden Albumtitels benötigt, von vornherein spart. Die organische Dynamik der acht Stücke ist ebenfalls verantwortlich: statt nur stumpf dem Tempomaten zu vertrauen, fließen die Stücke mal behäbig, mal treibend ineinander. Toundra tun also gut daran, dass sie der Platte Zeit zum Atmen lassen und auf halber Strecke mit “Viesca” so etwas wie eine Akustikballade platzieren, die mit ihren epischen Streichern und Bläsern entfernt an Neutral Milk Hotel erinnert. Der überwiegende Teil der Stücke ist aber wie “Oro Rojo” eher im höheren Schlagzahlbereich anzusiedeln, weshalb “IV” schneller vorbei ist als man es sonst von einer Postrock-Veröffentlichung gewöhnt ist.