East Cameron Folkcore
Kingdom Of Fear
Text: Stefan Reuter
Angst ist überall. Angst vor undurchsichtigen Mächten, vor den Mitmenschen, vor der Zukunft und davor, nichts dagegen tun zu können. Dieser Angst geben Jesse Moore und seine Mitmusiker aus Austin, Texas, ein Ventil. Auch sie haben keine Universallösung, aber die Probleme in ihrer Gesamtheit aufzuzeigen, ist ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auf “Kingdom Of Fear” geht es um Soldaten, die ihr Tun infrage stellen, um Menschen, die ihr Heim verlieren, weil sie es nicht mehr bezahlen können, um rücksichtslosen Umgang mit der Natur und um Whistleblowerin Chelsea Manning. Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, ist ein Anliegen der Band um Frontmann Moore. Musikalisch sind Scheuklappen dabei nicht angebracht: In “The Joke” trifft Soul auf Gekeife, “Fracking Boomtown” flirtet mit Country und der Titelsong nutzt Gospelchöre und Gang-Shouts gleichermaßen als vereinigendes Element. Trotz dieser Vielfalt ist “Kingdom Of Fear” ein Album im klassischen Sinn und nur im Ganzen zu begreifen. Die Übergänge zwischen den Songs sind fließend, einzelne Momente zählen mehr als sich wiederholende Teile. Beinahe wie bei einem guten Film. Und wie so oft lohnt es sich auch hier, den Abspann abzuwarten, denn nach dem vermeintlichen Ende von “Goodbye To Fear” steigern sich East Cameron Folkcore mit swingenden Bläsern in einen letzten, zerstörerischen Rausch. So abandon all hope/ oh ye that enter here – das Königreich der Angst ist noch lange nicht gefallen.
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