Wenn der Schwung des Debütalbums langsam nachlässt, wird den Protagonisten klar, dass die Kunstproduktion kein Perpetuum Mobile ist. “Krieg & Krieg” klingt alles andere als unbeschwert, eher so, als habe sich Sänger und Texter Max Leßmann nach all den Lobeshymnen zum Debüt schwer damit getan, wieder Fuß zu fassen und Worte zu finden. Einige der Songs machen einen skizzenhaften Eindruck, scheinen auf simplen Textideen zu basieren, die dann – die Gründe dafür bleiben im Dunklen – nicht weiter ausgeführt werden. Sie hinterlassen ein Loch im Bauch, wirken unfertig. “34 Narben” und “Kaktusblüte” oder auch “Butterfahrt nach Camelot” erwecken diesen Eindruck, bei “Jetzt für immer”, kurz vor Ende von “Krieg & Krieg”, ist es offensichtlich. Viele Wiederholungen der teilweise arg simplen, auf Paarreimen basierenden Reifrainzeilen blasen die Stücke bedeutungsschwanger auf und drohen so ihren Inhalt zu banalisieren. Doch es gibt genügend starke Momente auf “Krieg & Krieg”. Der Titelsong beispielsweise ist druckvoll und eindringlich, beschwört eine apokalyptisch düstere Atmosphäre, die sich im Refrain entlädt; “Lass uns den Verstand verlieren” zündet mit tanzbarem Postpunk, “Blumenkränze und Applaus” ist so seltsam wie schön, und “Der letzte Satz der Welt” sowie der abschließende Abgesang “Schweigen” machen noch einmal deutlich, warum Vierkanttretlager eine der besten jungen deutschsprachigen Bands sind, und Leßmann einer der talentiertesten Songschreiber.
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