Treedeon
Lowest Level Reincarnation
Text: Toby Schaper
Möglicherweise sind es die am stärksten unterschätzten deutschen Bands der 90er: Ulme haben mit ihrem Underground-Klassiker “Ordinary Diva” schon 1996 vieles vorweg genommen, was heute als Sludge und Stoner Rock Furore macht; Jingo De Lunch waren zu Beginn des Jahrzehnts für die Berliner Szene, was heute die Beatsteaks sind: Eine exzellente Liveband, die verschiedenste Stile harmonisch in energetischen Punkrock integriert. Vor allem hatten sie mit der Kanadierin Yvonne Ducksworth eine charismatische Frontfrau, die ihren Riffs oft eine unerwartete Melodielinie hinzufügte. Drei Jahre nach dem endgültigen Split hat Ducksworth nun mit Arne Heesch von Ulme und Schlagzeuger Boomer von Kaeng das Trio Treedeon ins Leben gerufen. Ihr Debüt “Lowest Level Reincarnation” ist garstiger Slow-Motion-Doom, angereichert mit ein paar Stoner-Riffs und Noiserock – Musik wie ein rostiger Amboss. Obwohl es im Bereich des Doom Metal eigentlich wenig Platz für Variation und Innovation gibt, hat diese Band eine ganz eigene Spannung. Sie speist sich aus den konsequent ausgewalzten Riffs, über denen sich Arne und Yvonne gesanglich die Bälle zuspielen. Er in Form eines bösartigen Fauchens, sie mit angepisstem, leicht schrägem, aber immer melodischen Gesang, der gar nicht so weit von Jingo de Lunch entfernt ist und beim “Hit” “Satan’s Need” durch ein spitze Schreie angereichert wird. Das alles ist in einem maximal schweren, sehr natürlichen Sound gehüllt, den man sich etwa für die letzte Crowbar-Platte gewünscht hätte, und somit Sludge-Weltklasse, die leider in einem stillosen Cover steckt.
weitere Platten
New World Hoarder
VÖ: 17.03.2023
Under The Manchineel
VÖ: 23.02.2018