Mini Mansions
The Great Pretenders
Text: Florian Schneider
Vielleicht ist es an der Zeit, Josh Homme von dem Denkmal zu heben, auf dem er seit der Veröffentlichung von “ Like Clockwork” sitzt. Denn wer “The Great Pretenders” hört, gewinnt schnell den Eindruck, dass einige der großen Pop-Momente darauf mehr Teamwork als Einzelleistung sind. Die Mini Mansions sind die Zweitband von QOTSA-Bassist Michael Shuman, hier bedient der Multi-Instrumentalist neben dem Schlagzeug diverse Synthesizer und übernimmt den Gesang. Gemeinsam mit Zach Dawes am Bass und Keyboarder Tyler Parkford hat er derart viele Melodien übereinander geschichtet, das man sich ein bisschen wie auf der Kirmes fühlt: Man weiß gar nicht, wohin man schauen soll, es blinkt überall so schön einladend und bunt. Im Gegensatz zu Zuckerwatte und Achterbahn besteht hier aber nie die Gefahr, dass einem schlecht werden könnte. Zwischen ihrem ausladend arrangierten Pop, der unweigerlich an das Flaming Lips Meisterwerk The Soft Bulletin erinnert, und lässigem, in Harmonien getränktem Surf-Rock gerät das große Talent der Drei fürs Songwriting fast zur Marginalie. Ja, die Mini Mansions sind Profis, was sich auch darin zeigt, dass sie Arctic-Monkeys-Kopf Alex Turner für “Vertigo” gewinnen konnten und für “Any Emotions” den leibhaftigen Brian Wilson im Studio hatten. Dass sie damit nicht offensiver angeben, spricht ebenso für die Mini Mansion wie das Herzblut, das sie im Gegensatz zu den Acts, für die Dawes sonst den Bass bedient, in ihre Songs stecken. Und Josh Homme kann froh sein, einen wie Shuman in der Band zu haben.