Zuletzt waren Matthew Bellamy und Mitstreiter eher Produzenten als Musiker: Nur selten stand man zu dritt im Proberaum und spielte Rockmusik. Man hielt sich eher am Mischpult auf, diskutierte Möglichkeiten, reiste in virtuelle Klangwelten, arrangierte Electronica und Orchesterspuren. “The 2nd Law” war in dieser Hinsicht ihr Opus Magnum. Dass es nach der opulenten Arena-Tour nun an der Zeit war, mehrere Schritte in eine andere Richtung zu gehen, war klar: Mit der Wette, dass Muse 2015 mit einer Rockplatte zurückkehren, ließen sich keine guten Quoten erzielen. Inhaltlich bietet “Drones” eine stringente und nachvollziehbare Erzählung über arme Seelen, die sich von menschlichen Drohnen fernsteuern lassen. Die Musik ist anders, als man sich das nach dem Hören der Single “Dead Inside” vorgestellt hatte. Dieses 80er-Pop-Rock-Ding zum Auftakt bleibt die Ausnahme, es folgt eine Sprachsequenz über einen Army-Drill, dann ballert der zynische Rock-Boogie-Woogie “Psycho” los: Klischee-Riffs zwar, aber es ist Leben in der Bude. Mit “Mercy” und “Reapers” setzen Muse die rockige erste Hälfte der Platte fort: Metal muss nicht mehr den Umweg über die Oper nehmen, Elektronik gibt es kaum zu hören. Bellamy nimmt sich als Impressario zurück, schlüpft lieber in die Rolle des Bösewichts. Es singt der Nerd, nicht der Kunstbeflissene. Gegen Ende ist “Revolt” ein toller Popsong, “Aftermath” eine intime Ballade. Und dann, als könnten sie nicht anders, ziehen Muse bei “The Globalist” noch einmal alle Register: Soli, wie von Wagner geschrieben. Bellamy holt die Keule raus, als wollte er sagen: Wir haben nicht vergessen, wie das geht. Und was soll man sagen – als Einzeldosierung macht dieses Finale richtig Bock.
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