Mal ehrlich, was hat Matt Skiba in der Frühphase von David Bowie zu suchen, die er zur Beschreibung von Kuts bemüht? Klar, der kunstbeflissene und Tabletten schmeißende Punkrock-Frontmann inszeniert sich gern. Soll er gerne weiterhin tun, so lange es bei blauem Lippenstift bleibt. Das mit der kostümierten Bühnenshow ist schon beim ersten Album von Matt Skiba And The Sekrets ins hochprozentige Wasser gefallen, weil ihr Hauptakteur sich nicht am Riemen reißen konnte. Dabei klang die Musik auf “Babylon” 2012 fast eins zu eins nach Alkaline Trio. Mit “Kuts” ist Skiba ganz bewusst weiter draußen, traut sich mehr Pop. Dazu schnappt er sich mit Rob Schnapf (Beck, Elliott Smith) einen ergebnisoffenen Produzenten und lässt seinen, unter anderem von AFI und Death By Stereo bekannten Mitspielern mehr Freiräume. Was er damit vermeiden wollte, aber letztlich die Qualität der zehn Songs ausmacht: “Kuts” trägt trotz der zusätzlichen Atmosphäre, die eine zweite Gitarre, Keyboards und Studiokniffe beisteuern, Skibas unnachahmliche Handschrift; sie profitieren von seiner Fähigkeit, große Melancholie in kleinen Melodien zu transportieren. Nur zehn, meist schnelle Songs in kurzen 30 Minuten braucht er für seinen seelischen Offenbarungseid: Von der eröffnenden Sinnsuche, die ihn in “Lonely And Kold” von Chicago nach Kalifornien führt, wo doch nur leere Flaschenböden warten, bis zur abschließenden Flucht nach “Vienna”, wo die alten Dämonen warten. Skiba bleibt ein Songwriter, dem man gerne beim Scheitern zuhört, was hoffentlich mehr über die Qualität seiner Songs aussagt, als über die Gelüste seiner Hörer.