Tribulation
The Children Of The Night
Text: Toby Schaper
Die Schuld an der Krise des Heavy Metal in den 90ern wurde oft dem aufkommenden Alternative Rock zugesprochen. Tatsächlich lag es aber auch daran, dass alte Recken wie Iron Maiden, Judas Priest und Black Sabbath etwas hüftsteif und gemütlich geworden waren, die zweite Generation um Metallica, Slayer und Overkill die Wildheit verloren hatte und kaum spannende neue Bands nachkamen, deren Erbe anzutreten oder sie zumindest herauszufordern und dadurch anzuspornen. Seit einigen Jahren steht das Genre nun wieder in voller Blüte, die Enkelgeneration ist derart enthusiastisch dabei, dass man eine Ahnung von der Aufbruchsstimmung bekommt, die die erste Metal-Welle ausgelöst hat. Watain, Sorcerer, Portrait, Enforcer, Morbus Chron, In Solitude spielen alle Metal mit derart viel Dringlichkeit und Vehemenz, dass sie keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihres Unterfangens aufkommen lassen. Interessanterweise kommen diese Bands alle aus Schweden, wie auch Tribulation, die sich ziemlich exakt zwischen den beiden Letztgenannten einordnen lassen. Gestartet sind sie vor zehn Jahren mit reinrassigem Oldschool-Death-Metal, doch diese Wurzeln sind mittlerweile nur noch beim herrlich verhallten Grabesgesang zu erkennen. Ansonsten regiert eine tieftraurige Mischung aus dem okkulten Progressive-Metal von Mercyful Fate, den Lead-Gitarren von Iron Maiden und sehr dunklem Zeug, wie Fields Of The Nephilim, Christian Death oder The Cure, angereichert durch etwas Psychedelic und sogar 60ties-Beat beim Instrumental “Själaflykt” und Swing bei “Holy Libations”. Unwirkliche, morbid-schöne Musik aus einer modrigen Zwischenwelt, in der aber immer wieder blutrote Sonnenstrahlen durch den Nebel brechen. Zudem verfügt “The Children Of The Night” über eine durchgehend warme Melodieführung, die sich aber nie in plumpen Refrains manifestiert, sondern aus dem ganzen Song heraus wirkt. Jeder der zehn langen Songs steckt voller Hooks, die aber so geschickt in den stetig dahin fließenden Strom integriert sind, dass sich bei jedem Hören neue Melodieebenen offenbaren. Damit steht dieses faszinierende Werk in der Tradition ganz großer Alben des atmosphärischen Metal wie “Awaken The Guardian” von Fates Warning, “Fatal Portrait” von King Diamond, “Piece Of Mind” von Iron Maiden, “Hell Awaits” von Slayer oder “Into The Pandemonium” von Celtic Frost und fügt dieser Reihe doch eine ganz eigene Note hinzu. Mehr Komplimente kann man nun wirklich nicht machen.
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