Knapp 15 Jahre ist es mittlerweile her, dass Nicke Andersson mit seinen Hellacopters und deren Meisterstück “High Visibility” dem skandinavischen, 70er-inspirierten Schweinerock ein Denkmal baute. Seitdem kam aus dem Lager kaum noch etwas Nennenswertes. Bis jetzt. Denn aktuell haben es Vidunders Landsmänner Deadheads mit ihrem grandiosen Debüt geschafft, die Sturm-und-Drang-Phase ihrer Vorreiter aus den späten 90ern in die Gegenwart zu retten. Vidunder setzen die Akzente anders. Statt auf Vollgas und Dauerpenetration mit gniedelnden Gitarren bauen die vier lustig frisierten Ewiggestrigen verstärkt auf psychedelische Pink-Floyd-Momente und sind durch ihre Harmonien, die dominante Orgel und den fehlenden Punk-Einfluss frühen Mando Diao näher als beispielsweise Graveyard. Obwohl gesanglich durchaus Parallelen zu den Letztgenannten vorhanden sind. Nach einem fulminanten Einstieg, “Done With Dawn” und “Son Of Every Lie” sind die beiden herausragenden, treibenden Songs, verliert “Oracles And Prophets” leider in der zweiten Hälfte an Kraft und kompositorischer Finesse. Das gelungene, abschließende Titelstück bildet eine der wenigen Ausnahmen. Vor allem das überambitionierte und prog-rockige “The Owl” mag sich nicht wirklich in den Albumkontext einfügen, bremst “Oracles And Prophets” durch seine Behäbigkeit und krummen Harmonien unnötig aus. Verglichen mit ihrem unspektakulären Debüt haben Vidunder einen großen Schritt im Songwriting gemacht, nur für ein durchgängig bemerkenswertes Album reicht das leider noch nicht.
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Vidunder
VÖ: 24.05.2013