Denkmal ist in diesem Fall der richtige Ausdruck, denn einerseits klauen sich Delta Sleep eine Vielzahl verschiedener Stilelemente aus Emo, Mathcore und Indierock zusammen. Andererseits bleibt die Band über die gesamte Länge von “Twin Galaxies” auf die 90er fixiert und hält die Erinnerungen an eine Zeit lebendig, in der sich Genres wie Post- und Mathrock aufmerksamkeitswirksam etablieren konnten. Der Frickelcore von “Uncle Ivan” steht dabei gleichberechtigt neben dem jazzig-perkussiven Groove und der 90er-Emo-Sensibilität von Songs wie “21 Letters” und “Daniel Craig David”, in denen Bands wie Mötley-Crüe und Cap’n Jazz gehuldigt wird. Angenehm dabei: Die rhythmischen Verschiebungen und dissonanten Gitarreneinschübe wirken zu keinem Zeitpunkt erzwungen oder aufgesetzt, fügen sich sogar ideal in poppige Passagen oder sphärische Klanglandschaften wie im Interlude “Aspetta” oder dem
Radiohead-artigen “Spy Turtles” ein. Das Highlight und die Quintessenz des Sounds von Delta Sleep stellt dabei die Vorabauskopplung “Lake Sprinkle Sprankle” dar. Frontmann Devin Yüceil säuselt, flüstert und jault sich hier durch die Verarbeitung einer gescheiterten Romanze, die melodischen, angezerrten Gitarren wickeln sich im Start-Stop-Modus um das hektisch flirrende Schlagzeug – und trotzdem gelingt es der Band, einen roten Pop-Faden durch die komplexen Songstrukturen und Rhythmuswechsel zu ziehen und sich damit für mehr als nur die Nische zu empfehlen.