Letzten Endes gibt es nicht viel, das schmerzhafter wäre als ein gebrochenes Herz. Wer damit schon zu kämpfen hatte, weiß, dass dahinter alles andere zur Marginalie wird. Statt den Frust in gewohnter Manier mit Hass und Hardcore in die Welt zu prügeln, gleichen Ceremony auf ihrem fünften Album eher Kirk van Houten – im Internet wurde das Cover zu “The L-Shaped Man” schon als Plagiat zu dessen legendärem Simpsons-Gemälde Dignity entlarvt. Aber gut, Sänger Ross Farrar war ja schon auf Rhonert Park vor fünf Jahren Sick of Black Flag/ Sick of Cro-Mags und verarbeitet nun tatsächlich die langwierige Trennung von seiner Freundin. Nothing in this world ever survives/ nothing feels right singt er in “Exit Fears”, stoisch und fast apathisch. Untermalt wird die elegische Selbstverortung von einem maschinenhaft rollenden Schlagzeug, das sich mehr als deutlich die Spielweise von Joy Divisions Stephen Morris abgeschaut hat. Auch die Gitarren, die statt Powerchords jetzt fragmentarische Linien zeichnen, lassen knochigen Bassläufen viel Platz – Joy Division hätten es vermutlich nicht anders gemacht. Ceremony waren im Herzen wohl immer schon die Postpunker, als die sie sich auf “The L-Shaped Man” entpuppen. “The Bridge” zum Beispiel erinnert in seiner herausfordernden Dissonanz an die Weirdness von Wire oder die frühen Pixies, “The Separation” und “The Pattern” spielen mit Interpol in einer Liga. Anders als der Vater von Milhouse ergeben sich Ceremony ihrer Trauer allerdings nicht gänzlich hin, sondern beißen sich weiter durch. Was ein Glück für uns!
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