Linie
What We Make Our Demons Do
Text: Justus Grebe
Was im ersten Moment klingt wie ein Konzept für eine neue Musiker-Sitcom, ist die Wirklichkeit für Linie aus Hamburg. Ein erstes Lebenszeichen hatte das Quintett im Januar 2014 mit der Debüt-EP “Negative Enthusiasm” gesendet, auf der die Band Stoner-Riffs mit doomiger Stimmung und elektronischen Einwürfen kombinierte. Diesem Konzept sind Linie auch auf ihrem Debüt-Album gefolgt. Mal lassen sie, wie in der ersten Single “Blood On Your Arms”, sumpfige Riffs schwerfällig rollen, mal wagen sie sich, wie in “The City”, an druckvollen Stoner-Rock. Keyboarder Alex “Iggi” Küßner, der sich seine ersten musikalischen Sporen in Berlins Techno-Szene verdient hat, agiert bei diesen Songs hauptsächlich im Hintergrund. Erst in der zweiten Albumhälfte zeigt er bei Liedern wie “Chewing Gum” und “Bearing Life”, welchen Einfluss er auf den Sound von Linie haben kann: Quäkende Synthie-Sounds, präzise Drum-Computer und Postpunk-Atmosphäre treffen hier auf verzerrte Gitarren und harte Riffs. Das Ergebnis ist nicht etwa ein fauler Stonertronica-Kompromiss, sondern ein organisches Ganzes. Doch so sehr diese Songs überzeugen und so gekonnt Sprachsamples von Demonstrationen und fundamentalistischen Predigern die Weltuntergangsstimmung des Albums unterstützen, in seiner Gesamtheit wirkt “What We Make Our Demons Do” seltsam spröde, sperrig und unzugänglich. Man merkt, dass Linie noch am Anfang ihrer Karriere stehen, die Anlagen dafür, offenherzige und undogmatische Freunde alternativen Wüstenrocks im Sturm zu erobern, sind aber schon zu finden.