Der Opener “I Am Free” lässt als fett produziertes, tight gespieltes Riff-Ungetüm mit infernalischer Hammond-Orgel und dem Rockröhrengesang von Frontfrau Debbie keine Wünsche an eine hübsche Retro-Party offen. Die weiteren Songs machen klar, dass Wolvespirit ihre eigenen Helden völlig verinnerlicht haben: Angelman leiht sich ein halbes Riff bei Black Sabbaths “Paranoid”, den Beginn von “Moonlight” bestreitet ein Kansas-mäßiger Chor. Generell hinterlässt von Janis Joplin bis Uriah Heep die gesamte Classic-Rock-Riege Fußabdrücke im Sound von Wolvespirit. Im Unterschied zu Genrekollegen wie etwa den schwedischen Jungspunden Blues Pills, aus deren Feder ein Song wie “Wild Woman” auch stammen könnte, versäumen es Wolvespirit ein wenig, ganz aus dem Schatten ihrer Vorbilder zu treten und ihr Profil deutlicher zu schärfen. Auch auf seltsam unentschlossene Blues-Rock-Experimente, wie die beiden mit Gastsänger Mark Slaughter aufgenommenen Songs “Shining” und “This Is Love”, sollten Wolvespirit in Zukunft besser verzichten. Wie gut, dass sie dazwischen Songs wie das satt rockende “Time Lord” einstreuen, in dem die Hammond-Orgel von Keyboarder Oliver im Geiste John Lords durch den Leslie dröhnt, oder das abschließende “Mercy”, das Classic Rock noch einmal in epischer Breite zelebriert. Die Spielfreude der Würzburger ist über die gesamte Albumlänge unverkennbar, die Produktion von Michael Wagener satt und ohne Patina. Nur über das Coverartwork sollten wir uns nochmal unterhalten.
weitere Platten
Blue Eyes
VÖ: 10.02.2017
Dreamcatcher
VÖ: 05.04.2013