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    Fidlar
    Too

    VÖ: 04.09.2015 | Label: Pias/Rough Trade
    Text:
    Fidlar - Too

    Auf Too werden die einstigen Rotzpunks Fidlar ein Stück weit erwachsen. Schuld daran sind ein äußerst ungewöhnlicher Produzent, ein neu gewonnenes Gefühl für unpeinliche Pop-Momente und Blicke über den musikalischen Tellerrand. Aber keine Sorge: Drogen und billiges Bier sind immer noch Hauptantrieb der Band.

    Wie man darauf kommt, den Schritt von den in Eigenregie aufgenommenen Songs auf Fidlar hin zu Produzent Jay Joyce zu machen, der in seinem Studio in Nashville hauptsächlich Pop-Country von Faith Hill bis Tim McGraw vergoldet? Laut Bandchef Zac Carper um genau solche Fragen zu provozieren und nicht in Rock-Standards zu verfallen. Immerhin: Lapsteel und Schnulzentexte haben sich nicht auf “Too” eingeschlichen. An deren Stelle treten eine verhältnismäßig saubere, druckvolle Produktion, die zwar nicht mehr viel mit den charmant amateurhaft heruntergeschredderten Lobgesängen auf Bier und andere Genussmittel vom Debüt zu tun hat, der Band aber dafür Exkurse in andere musikalische Gewässer erlaubt. Rumpelnder Garage Punk findet sich in Songs wie dem trotzigen “Leave Me Alone”, “Bad Medicine” oder “Drone” mit seinem flotten Surf-Vibe immer noch, vermehrt schielen Fidlar allerdings auf “Too” in Richtung Indierock – der nicht allzu melodischen Sorte, versteht sich. Auf “Stupid Decisions” klingt die Band nach extrem kaputten Bright Eyes, der Gesang in “40oz On Repeat” erinnert an den folkigen Indie von Fake Problems, und “The Punks Are Finally Taking Acid” taucht in Anlehnung an seinen Titel den großen Zeh in Psych- und Vintage Rock. Sogar ein, immerhin rhythmisch zerhackter, Akustiktrack wie “Overdose” schafft es auf “Too” – zu Zeiten des Debüts der Band noch undenkbar. Der Kitt, der die zweite Platte der Band thematisch zusammenhält, bleiben allerdings die gewohnt hedonistischen Texte. Denn auch wenn in einem Song wie “West Coast” die großen Melodien ausgepackt werden, Textzeilen wie „I should try to get a life/ But I don’t want that 9 to 5/ I’d rather die, keep getting high/ So I pack my things and say goodbye“ kann man eben einfach nicht missverstehen. Die Probleme der Millenial-Generation arbeiten Fidlar in “Generation Why” auf, in “Sober” wird im Wechsel aus Quasi-Sprechgesang und widerspenstigem Genöle die totale Arbeitsverweigerung zugunsten eines Dauerhighs gepredigt und “Bad Habits” beschließt “Too” mit einem klaren Statement: Fidlar wollen ihren Spaß haben, so lange es geht, und sich nicht darum scheren, was man über sie denkt – und wenn das dazu führt, dass man auf Tour eben schon um 10 Uhr morgens Whiskey-Cola trinkt, dann ist das schon okay so. Dafür, sich erwachsen zu verhalten, bleibt schließlich noch genug Zeit. Den ersten Schritt dahin haben Fidlar mit “Too” schon hinter sich.

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