Weil Graveyard einem auf “Innocence & Decadence” direkt drei starke Signature-Songs vor den Latz knallen: Mit “Magnetic Shunk” setzen die Schweden nach “Aint Fit To Live Here” und “An Industry Of Murder” die Tradition fort, ihre Alben mit einem dynamischen Riff-Ritt einzuleiten. Der für die Band prototypische Song setzt auf den erprobten Mix aus aufgekratzt vorwärts marschierenden Retro-Gitarren und kreischenden Robert-Plant-Vocals. Das folgende “The Apple And The Tre”e ist die zweite Song-Blaupause der Band, ein harmonischer Midtempo-Groover, der je nach Situation mellow oder aufgeweckt daherkommt, und den die Musiker in diesem Fall ganz exzellent bei Hendrix Version von “All Along The Watchtower” abgeguckt haben. “Exit 97” ist dann zum wiederholten Mal Graveyards eigener Entwurf von Led Zeppelins “III”-Ballade “Since Ive Been Loving You”. Leider wiederholen Graveyard diese drei Songformate danach relativ gleichförmig, mit nur leichten Variationen und ohne echte Höhepunkte. Ideen wie der Gospel-Chor in “Too Much Is Not Enough” oder das plötzliche Black-Metal-Geknüppel in “From A Hole In The Wall” setzen zu selten Akzente. Der Band droht damit die Kadavar-Falle: Retro-Vibe und Stilbewusstsein sind bei den Berlinern unantastbar, dafür fehlen der Band zwischen Orange-Amp, Zottelbart und Schlaghose die wirklich zwingenden Songs – wie Graveyard hier auch. Nur am Ende spürt man noch einmal die kreative Kraft der Schweden: Die reduzierte 70er-Gitarren-Ballade “Stay For A Song” klingt am Ende noch zwei Minuten meditativ mit einer federleichten Orgel aus.
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6
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