Es muss nicht immer transzendentaler Postmetal sein, vor allem nicht in allen Lebenslagen. Bitter End sind die Sorte kerniger Muskeljungs, die vor ihrem Proteinshake-Frühstück noch schnell drei Runden Kätzchen unter LKWs hervorhebeln und eigentlich nicht so über ihre Gefühle reden, außer sie machen es laut. Auf Illusions Of Dominance geht es darum, dass wir uns alle nur einbilden, so etwas wie Kontrolle über unsere Leben zu haben. Das kann man so unterschreiben, vor allem wenn es einem die Hand mit solch unausweichlich heftigem Hardcore aufs Papier quetscht. Die fünf Texaner gucken sich den seit Jahren ganz offen bei den großen New Yorkern der 80er und 90er ab, zuletzt ballerten sie sich so 2010 ziemlich heavy durch “Guilty As Charged”. Auch auf dem Nachfolger geht es nun weniger ums Luftholen als darum, Luft möglichst verächtlich auszustoßen; Daniel Rosen rappt sich so unbeirrbar durch Aneinanderreihungen gewaltiger Substantive, als würde er am Ende jeder Zeile 220 Kilo drücken. Spaß macht das am allermeisten in obersimplen Songs wie “Realm Of Despair” oder “Power And Control”, zu deren gemäßigten Groupshouts man super ganzkörperheadbangen kann, um dann zu den fliegenden Metal-Gitarren den Nacken auszuschütteln. Wenn Bitter End vor allem zum Ende des Albums hin ihr Repertoire stellenweise um knarzende Breakdowns, weiter ausholende Riffs und ein tragisches Country-Outro erweitern, muss man sich zum Glück trotzdem keine Illusionen machen: Mit Basketballshorts und Axe Black ist man bei ihren Konzerten immer richtig angezogen.
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Guilty As Charged
VÖ: 19.11.2010