Das Gute an dieser Geschichte: Giza können sich selbst nicht endgültig entscheiden, ob sie lieber extrem breit oder extrem fokussiert sein wollen. So wechseln sich im Verlauf der knapp 32 Minuten Spielzeit Passagen konzentrierter Gewalt mit ätherisch vor sich hin treibenden Stellen ab, dass man meinen könnte, die Band aus Seattle sei auf einem ganz eigenen Cocktail aus Haschkuchen und Ritalin ins Studio gegangen. Es braucht durchaus eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, um sich und seinen vier Liedern so viel Zeit zu lassen. Allerdings: Wer sich Raumschiff-Pyramiden aufs Cover pinselt und seine Stücke “Hashteroid” oder “Strawberry Caviar” nennt, hat besseres zu tun, als schnell zum Punkt zu kommen. Umso beeindruckender ist es zu hören, wie Giza ihre Möglichkeiten im weiten Feld des instrumentalen Post-Metal als Trio ausloten. Viel mehr als einen knarzigen Bass, ein urgewaltiges Schlagzeug und ein – trotz aller Verzerrung – feinsinniges Gitarrenspiel braucht es nicht. Dass Richard Burkett dabei seine Gitarrenläufe in den meisten Liedern doppelt, kann man verschmerzen, auch wenn es den Gastauftritt eines zweiten Gitarristen in “Hashsteroid” unsinnig erscheinen lässt. Die Gesangspassagen von Irene Barber, die den abschließenden, dreizehnminütigen Opus “The March Of The High Priests” in andere, noch höhere Sphären erheben, sind jedenfalls über jeden Zweifel erhaben. So wird Migrations zu einem beklemmenden Sci-Fi-Hörspiel, das selbst nüchterne Zuhörer fesselt.