Formal gesehen ist “Silence In The Snow” ein makelloses Hit-Album. Jeder Song erschließt sich beim ersten Hören, jeder Refrain sitzt und ist eingängig wie ein Radio-Pop-Song und auf höchstem spieltechnischem Niveau umgesetzt. Aber ist das wirklich wichtig? Heavy Metal kam ursprünglich aus den Garagen der Arbeiterklasse, hier klingt aber alles nach ehrgeizigen Strebern aus der Musikschule, nach Online-Tutorials und dem Soundtrack zu Computer-Spielen. Sollte man das Album demnach besser aus dem Kontext des Heavy Metal herausgelöst betrachten? Dagegen spricht, dass viele Genre-Stilmittel wie Doublebass-Drums und verzerrte Gitarren konsequent vertreten sind, nur dass ihnen mit akribischer Sorgfalt das letzte bisschen Schmutz ausgetrieben wurde. Anscheinend hat sich die junge Heavy-Metal-Generation in zwei Richtungen gespalten. Die einen, die es bewusst “oldschool” halten und denen es vor allem um Atmosphäre, Leidenschaft und Authentizität geht, und die andere, moderne Strömung, der genau diese Attribute nicht wichtig sind und die ihr Glück darin findet, ihren Perfektionismus auf die Spitze zu treiben. Wer Heavy Metal vor allem als Berieselung hört, wer Linkin Park als “Alternative” empfindet, Slipknot als härteste Band der Welt und dem hymnischen Pathos von Disturbed erliegt, findet bestimmt Freude an dieser aseptischen Blockbuster-Musik. Wer es allerdings genießt, sich eine Platte zu erarbeiten, wer gerne in ihrer Atmosphäre versinkt, wer lebendige Dynamik schätzt und für wen Heavy-Metal “Soul” ist, wird mit “Silence In The Snow” nicht sein Glück finden, selbst wenn er die ersten beiden Alben der Band mochte.
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