Jammern auf zurückgelehntestem Niveau ist das natürlich, weil die Stimmen von Mimi Parker und Alan Sparhawk auch auf “Ones And Sixes” wieder ganz wunderbar harmonieren, höher als sonst sogar, und die Musik darunter so ruhig und so friedlich ist wie immer. Nur waren die unfreiwilligen Genre-Vorreiter immer dann am besten, wenn man vor ihnen oder um sie Angst bekam. Wenn Gesang und Gitarren ganz nah am Boden waberten und sich fast aufschürften dabei, oder wenn sie es, wie zuletzt auf “The Invisible Way” schafften, in Americana und Indierock so viel traurige Weisheit zu legen, dass man alle Hoffnung vom Fensterbrett werfen wollte. Auch 2015 haben sie noch solche Momente, im knapp zehn Minuten langen “Landslide” etwa, das “Sparhawk” düster zur schroff hallenden E-Gitarre beginnt, bevor Parker sanft einstimmt und sich langsam alles Dramatische im Song in schleppende Trauer auflöst. Oder “The Innocents”, in dem sich das auf “Ones And Sixes” allgegenwärtige falsche Schlagzeug mal kurz nicht so anhört wie vom Sonntagsschullehrer programmiert und der doppelte Gesang nicht wie der braver Stepford-Eheleute, sondern beides zusammen fast so schön gruselig einlullt wie früher. Um wirklich an großartige Zeiten anzuknüpfen, kippt das Album aber zu oft ins Harmlose, Mit- und Wegwippbare, bei dem man sich nur deshalb noch fürchtet, weil einen die flappenden Rhythmen und die gleichgeschalteten Stimmen in Songs wie “What Part Of Me” so choral angrinsen, dass alle mühsame Toleranz dem Mormonentum gegenüber direkt wieder weg ist. Soll das jetzt Brandon Flowers wieder rausreißen?
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