Angeblich ist man genau dann in der Pubertät, wenn man sich erstmalig nostalgisch an seine Kindheit erinnert. Natürlich nicht an eine Oliver-Twist-Kindheit, sondern eher an die Steven-Spielberg-Version mit BMX-Rad und Spaghetti-Bolognese-Mundwinkeln. Turnover sind schon eine Stufe weiter und sentimentalisieren eine Adoleszenz, in der viel von Kaninchenlöchern und wehenden Vorhängen die Rede ist. Die Vorhänge wehen gleich auf mehreren Ebenen, und Tages- und Nachtstunden geraten dabei schon einmal durcheinander. In “Hello Euphoria” fragen sich die Anfang Zwanzigjährigen, warum sie jeden Morgen müder aufwachen als am Tag zuvor, auf “New Scream” kapitulieren sie lieber gleich vor den Kissen: “Sleep away the light”. Ihr Sound passt ebenfalls zum Matratzenhorchen, denn der warme melodische Gitarrenschleier hinter der hallgetränkten Kumpelstimme von Austin Getz diktiert Nachwuchsrezensenten quasi mit vorgehaltener Pistole Floskeln über Herbstmusik und Regentage aufs Papier. Tatsächlich ruft “Peripheral Vision” das ganze solipsistische Potential einer Jugend voller Mitternachtsspaziergänge (mit oder ohne Diazepam) ab. “Cut my brain into hemispheres/ I want to smash my face until its nothing but ears”: Turnover haben es gerne extragroß und dramatisch, was angenehmerweise nicht für ihre Arrangements gilt. Hier dominiert die klassische Bandaufstellung mit gelegentlichen, zur Zierde eingestreuten Gitarrenfiguren, die im besten Stück, dem neunzigsekündigen Threshold, ganz ohne Worte auskommen.