Mit “Mush” haben Leatherface zweifellos eines der wichtigsten Punkrock-Alben hingelegt, das die 90er Jahre gesehen haben. Lange galten sie in der Phase von ’90-’93 als Englands heißester Underground-Act; die Reibeisen-Stimme von Frankie Stubbs war zu Hochzeiten in der Lage, selbst Motörhead-Kopf Lemmy Kilmister wie eine zweitklassige Michael-Jackson-Kopie aussehen zu lassen. Doch dann der Absturz: Bandquerelen, Gesundheitsprobleme, Überhand nehmende Streitereien, das übliche Einerlei, das jeder noch so guten Band auf Dauer das Kreuz brechen muss. Trauriger Abschluss: Im Oktober 1998 nahm sich Bassmann Andy Crighton das Leben, und hinterließ gerade eine Lücke, die sich nicht füllen ließ. Doch nun ist Frankie wieder da und hat außer Drummer Andrew Laing eine komplett neue Besetzung an Bord – doch die Songs sind genau so gut wie man es auch in der Vergangenheit gewohnt wahr. Trübe, melancholisch, eine stürmische und salzige Brise, die sich mitten in deine Seele bohrt, Löcher in deine Innenwelt ätzt – so intensiv, dass du fast den Verstand verlierst, doch im nächsten Augenblick wirst du wieder getröstet. Alles gut eingepegelt im Wechselbad der Gefühle, zwischen den Polen Stiff Little Fingers, Hüsker Dü und Motörhead. Ihren unermüdlichen Lausejungen-Humor hat die Band wie immer in höchst obskuren Coverversionen kanalisiert: “True Colours” von Cyndi Lauper und “Ship Song” von Nick Cave & The Bad Seeds. Verdammt tolles Album von einer verdammt tollen Band.
weitere Platten
The Stormy Petrel
VÖ: 26.02.2010
Dog Disco
VÖ: 15.03.2004
The Last (Mini-LP)
VÖ: 02.10.1994
Minx
VÖ: 23.10.1993
Mush
VÖ: 01.10.1991
Fill Your Boots
VÖ: 01.01.1990
Cherry Knowle
VÖ: 09.07.1989