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    Drug Church
    Hit Your Head

    VÖ: 11.12.2015 | Label: No Sleep/Soulfood
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 274
    Schönheit
    Drug Church - Hit Your Head

    Immer nur die aufmischen, denen sich bei Touché Amoré zu viel Schmutz anstaut, ist ja noch kein Leben. Mit dem zweiten Album seiner zweiten Band reibt sich Self-Defense-Family Sänger Patrick Kindlon an größeren Bühnenböden.

    Auf welcher Seite dabei mehr Flecken klebenbleiben, müsste man nachzählen, aber dafür hat nun wirklich keiner Zeit, wenn es elf Songs lang pausenlos taumelnd nach vorne geht. Bei der unübersichtlich demokratischen Self Defense Family wickelt sich Kindlon das Mikrofonkabel nur dann dramatisch um den Hals, wenn es für alle anderen gerade anwesenden Mitglieder okay ist, schwitzt nur im eigenen Schwitzbereich und teilt sich die guten Songmomente gerecht mit sämtlichen Instrumenten. Bei Drug Church ist er klassisch weit vorne, wo genug Platz für empörtes Geschrei und hektisches Gezappel ist, während der Rest der Band sich hinten mitten im einigermaßen atmosphärischen Posthardcore mit Grunge bewirft. Schon auf “Paul Walker” war das vor zwei Jahren ein interessanter Gegenentwurf für alle, die ihre Gefühle lieber mithilfe von aufgeschürften Ellbogen verarbeiten, als sie direkt über dramatische Arrangements zu schreien; “Hit Your Head” schaltet jetzt komplett auf körperlich. Beim ersten chaotischen Aufprall erinnert das an die zugänglichsten Momente von Fucked Up, um dann zwischen Quicksands sonnigsten Stunden, den Stadionmomenten von Title Fight und einer Sauftour mit Samiam durch Punk und Hardcore zu schlingern. Die größten Hits bleiben dabei weit unter drei Minuten, bringen darin aber maximal viele Kopfsprünge mit Anlauf, grummelnde Verstimmung und Gefuchtel mit dem Zeigefinger in keine bestimmte Richtung unter. Zur sabbernden Partyband voller offener Skateboard-Brüche machen sich Drug Church so schnell aber trotzdem nicht, das lässt beispielsweise das verkorkste Hexenritual-Video zu “Bagged” erahnen, in dem Kindlons Stimme zwischen trockenem Bass und vergleichsweise fast schon postrockigen Bögen beim Brechen und Spucken fast ein wenig zittert. Noch ruhiger wird es nur ganz am Schluss in einer mysteriösen Spoken-Word-Geschichte, die zu kratzigem Gitarrenhall vom Anruf bei der Arbeit über einen traurig wahren Supermarktbesuch bis nach Hause führt, ohne wirklich viel zu verraten und natürlich “What” heißt. Wobei Patrick Kindlons unsterbliche Liebe zu merkwürdigen Songtexten nicht bedeutet, dass dabei das Publikum außen vor bleibt. Wenn “Aleister” mit den grandiosen Zeilen “Well, aren’t you just the Aleister Crowley of bad neighborhoods/ Aren’t you just the dark spirit of the liquor store” anfängt, dann ist das zum Mitbrüllen gemeint, ob man es nun ganz versteht oder nicht. Nachdenken geht später immer noch.

    Das steckt drin: Touché Amoré, Fucked Up, Self Defence Family

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