Ende der 70er Jahre belegen amerikanische High-School-Kids plötzlich Deutschkurse. Freiwillig. Weil man die Scorpions so in deren Landessprache nach Autogrammen fragen kann. Die deutsch-amerikanische Freundschaft gibt es längst, als sechs Ost-Punks aus der dicht gemachten DDR 1993 erstmals das Land der großen Freiheit besuchen – hauptsächlich privat und mit kollektiver Faszination für den ollen Klassenfeind. So beginnt der dokumentarische Teil dieser Doppel-DVD, die nach fünf Jahren Rammstein-Funkstille zwar in jeder Hinsicht retrospektiv, aber durch viele private Bilder und Perspektiven trotzdem gelungen ist. Wenn die Band leger von der Couch aus in Erinnerungen und Empfindungen schwelgt, dann ist das von einem Dia-Reisebericht irgendwo in Schwerin trotz Rockstar-Leben nicht weit entfernt. In den kulturellen Widerständen zwischen (ost-)deutscher Anarchokunst, germanischem Klischeekonzentrat, Wertarbeit auf der Bühne und der Wahrnehmung all dessen durch die vielschichtige amerikanische Öffentlichkeit oszilliert viel mehr als der internationale Werdegang eines deutschen Kulturexportschlagers. Er zeichnet auch den stillen moralischen Niedergang einer bröckelnden Nation auf. Kommentiert wird Rammsteins Langzeitbeziehung mit den USA von Fans und Wegbegleitern wie Melissa Auf Der Maur, Iggy Pop, Scott Ian und Marilyn Manson. Auch Kiefer Sutherlands abstrahierender Blick aus der Distanz eines Filmmenschen ist wertvoll. Das Live-Konzert vor 18.000 neuen Deutsch-Studenten ist, erwartungsgemäß, so dick wie Rammsteins Ruf in Amerika.
weitere Platten
Zeit
VÖ: 29.04.2022
Herzeleid XXV
VÖ: 04.12.2020
Remixes
VÖ: 27.03.2020
Rammstein
VÖ: 17.05.2019
Made In Germany
VÖ: 02.12.2011
Liebe ist für alle da
VÖ: 16.10.2009
Rosenrot
VÖ: 02.10.2005
Reise, Reise
VÖ: 27.09.2004
Mutter
VÖ: 02.04.2001
Sehnsucht
VÖ: 25.08.1997
Herzeleid
VÖ: 25.09.1995