Man hört diese sieben Songs und glaubt es nicht: Veröffentlichung am Freitag, dem 8. Januar, Bowies 69. Geburtstag. Zwei Tage später die Nachricht vom Tod. Wer auf Bowies Genialität vertraut, darüber nachdenkt, wie die Arbeit zum Album abgelaufen sein muss. Eine solche Platte im Angesicht des eigenen Todes zu organisieren, auf die Verschwiegenheit der Beteiligten zu bauen, die Kraft für diese Songs zu finden, sich im Video zu “Lazarus” auf der Bahre filmen zu lasssen, mit einem tosenden Tumor in der Leber: Es ist ein Wahnsinn. Zumal diese Musik nach körperlicher Präsenz verlangt. Die kunstvollen Arrangement von “Blackstar” und “Lazarus”, der treibende Jazz-Beat von “‘Tis A Pity She Was A Whore”, der Breakbeat-Rock von “Sue (Or In A Season Of Crime)” – und Bowies Stimme, die sich vom Spiel des Freejazz-Saxofonisten Donny McCaslin begleiten lässt. Es finden sich Dutzende Anspielungen auf den Tod in diesen Songs, aber das ist auf den Alben nicht todkranker Altmeister auch der Fall. Darum schöpfte zunächst niemand Verdacht. Jetzt eine Deutungsreise durch die Lyrics anzutreten, ist naheliegend, aber langweilig. Das erhabenere Vergnügen ist es, komplett in dieses Album einzutauchen. Sich von Bowie und “Blackstar” wegtragen zu lassen – auch um diese Welt da draußen etwas leichter zu ertragen.
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