Primal Scream, die Wundertüte des britischen Indiepops. Was es da schon alles gab: schüchternen Jingle-Jangle, drogeninfizierten Dance-Rock, Rolling Stones-Gedächtnis-Stampfer, Noise-Avantgarde und zuletzt eher faden Kunst- und Krautrock. “Chaosmosis” bezieht sich schon im Titel auf dieses Durcheinander, dennoch ist die Platte stringent: Sie bündelt die poppige und trippige Seite von Primal Scream. Das ist kein dummes Konzept, denn diese Phase war die kommerziell und künstlerisch erfolgreichste von Bobby Gillespie und seiner Bande. “Screamadelica” gilt in Großbritannien als eines der wichtigsten Indie-Alben aller Zeiten, “Chaosmosis” ist kein so großer Wurf. Wie auch: Viele in der Truppe haben die 50 erreicht, es gibt jetzt ein paar andere Themen als ein zugedröhntes Wochenende. Doch das Album bemüht sich um Frische. Frisch zu klingen, war auch das Konzept der jüngsten Platte von New Order. Primal Scream haben den Vorteil, dass sie mit diesen Songs keine riesigen Festivalbühnen bespielen müssen. Sie lassen es daher etwas eleganter angehen, Großmannssucht liegt ihnen fern. “Trippin’ Your Love” ist eine feine Reminiszenz an die Madchester-Kultur, bei “Where The Light Gets In” singt das alternative Pop-Sternchen Sky Ferreira mit – wie Gillespie eine ambivalente Figur, gerade mit Blick auf den Rauschmittelkonsum. Der gemeinsame Song ist toll: Subkultur-Pop, matt glänzend, clever arrangiert. Noch besser: Der Stampfer “100% Or Nothing”. Der Titel klingt nach der offiziellen Biografie von Thorsten Legat, doch der Song ist großartig – eine perfekte Symbiose aus Electronic, Soul und Rock. Alles also, was Primal Scream gut können, in nur einem Song.
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Primal Scream
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