Die neue Violent-Femmes-Platte zu besprechen, offenbart ein Dilemma fast jeder Rezension: Muss, kann, darf oder sollte man sogar eine Platte losgelöst von jeder Zeitachse, von allen Trends und Strömungen betrachten? Oder ist man nicht vielmehr dazu gezwungen, immer auch eine popkulturelle Einordnung vorzunehmen? Sieht man es unter dem ersten Gesichtspunkt, kann man den jüngst zum Duo geschrumpften Violent Femmes nichts vorwerfen: Wer heute immer noch gern zu ihrem Mitt-80er-Überhit “Blister In The Sun” herumhüpft, wird an ihrem neunten Album viel Freude haben und darauf einige neue Lieblingssongs finden. Denn an der Qualität ihrer doch recht eigenen Mischung aus Rumpel-Folk, Hinterland-Rock und bierseligem Punk hat sich wenig geändert, und auch die Songs sind solide komponiert. Neu ist höchstens, dass Gordon Gano und Brian Ritchie es zuweilen etwas ruhiger angehen lassen und auch mal eine schöne Ballade einstreuen. Selbst der Sound, der so klingt, als habe man einfach zwei gute Mikros in einer Scheune aufgestellt und drauflos gespielt, erinnert an alte Zeiten. Doch genau damit wird der Pferdefuß der ganzen Unternehmung deutlich: Was vor 20 Jahren irgendwie speziell und neu, allemal aber signifikant klang, wirkt aus heutiger Sicht eben ziemlich altbacken und gleich in mehrfacher Hinsicht überholt. Und mal im Ernst: Wer würde sich heute noch wirklich über ein neues Album der Pogues freuen? In die gleiche Kerbe haut “We Can Do Anything”: Es ist vollkommen aus der Zeit gefallen.
weitere Platten
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3
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