Es kommt nicht mehr oft vor, dass man als Printmagazin gegenüber den Onlinekollegen über einen Informationsvorsprung verfügt – im Fall der Zusammenarbeit zwischen Iggy Pop und seinem größten Fan Josh Homme erreichten uns die ersten Gerüchte über ein gemeinsames Album aber schon im Sommer 2015. Homme war mit den Eagles Of Death Metal in London, ließ das anberaumte Interview aber platzen, weil er mit Pop im Schlepptau lieber Backstage blieb. Beim anschließenden Konzert saß Homme auf der Bühne, Pop blieb Backstage, Schlagzeuger Matt Helders und seine Arctic Monkeys standen im Publikum, und somit waren drei Viertel der Besetzung dieser Platte im gleichen Gebäuden. Vierter im Bund ist Dean Fertita, Hommes Vertrauensmann bei den Queens Of The Stone Age und nebenbei bei The Dead Weather. Der Erste, der jetzt Supergroup schreit, bekommt auf die Finger, denn der Fokus dieses Albums liegt auf dem Mann, der den Gesang übernommen hat: Iggy Pop. Schließlich war Pop bislang immer dann am besten, wenn er die richtigen Leute um sich hatte wie The Stooges und David Bowie. Bowies Geist ist nicht nur in “German Days” zu spüren, das an die gemeinsame Zeit der Freunde in Berlin erinnert, auch im glamigen Discogroove von “Sunday” nimmt das Quartett lose Fäden aus Pops Vergangenheit auf und entwickelt sie lässig weiter. Es ist weniger die unbändige Energie, die der 69-jährige Pop auf der Bühne immer noch aus seinem sehnigen Körper holt, die dieses Album trägt, als seine reflektierte und zurückschauende Grundstimmung. Pop scheut sich nicht davor, sich selbst zu zitieren, etwa mit den Lalalas im abschließenden “Paraguay”, die wie eine unmittelbare Fortführung von “The Passenger” klingen. Das Album bestimmt weniger die “Lust For Life”, als das Wissen darum, dass auch Pops Leben endlich ist, wie ihm Anfang Januar schmerzlich durch den Tod seines Freundes Bowie bewusst wurde. Es ist kaum davon auszugehen, dass Pop nicht von Bowies schwerer Krankheit gewusst hat, aber genauso lange, wie die Beteiligten an “Post Pop Depression” ihr Geheimnis bewahrt haben, hat Pop auch das für sich behalten. Natürlich ist Hommes musikalische Handschrift auf “Post Pop Depression” unverkennbar, wie Pop aber mit Kampfeslust, Halsstarrig- und Unbequemlichkeit Songs wie etwa “Vultures” zu seinen eigenen macht, ist ebenso lässig wie souverän. Pop weiß eben, dass er in seinem Leben viel Glück gehabt hat, denn mal ehrlich: Wer hätte geglaubt Iggy würde Lemmy und David Bowie überleben?
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