Trauer schreibt die schönsten Lieder, sagen manche, aber mit solchen Binsenweisheiten kommt man der jungen Kanadierin gerade lieber nicht. Als sie vor einigen Monaten im Vorprogramm von Sufjan Stevens zur Charmeoffensive ausholte und schätzungsweise viele hundert neue Fans diesseits des Atlantiks einsammelte, konnte sie den Trennungsschmerz gut überspielen, der damals an ihr nagte: Basia Bulat, zumeist mit ihrer kuriosen “Autoharp” im Arm, spielte sich schüchtern lächelnd durch einen Querschnitt ihrer bisherigen drei Alben und präsentierte einige der besten Songs vom neuen: den 60er-Pop-Stomper “La La Lie”, das ebenso schmissige, aber melancholischer gefärbte “Infamous” und die wohl am stärksten von ihren Beziehungsturbulenzen inspirierte Uptempo-Nummer “Fool”. Auf “Good Advice” nun hat sie sieben weitere Stücke zwischen Indiepop, Folkrock und etwas Doo Wop untergebracht – und anders als auf ihren bisherigen Platten ist auf wirklich keines zu verzichten: Basia Bulat geht zwar weniger Sound-Experimente ein als auf dem auch schon exzellenten Vorgänger “Tall Tall Shadow” (2013), kommt dafür aber musikalisch und textlich im Songwriter-Oberhaus an. With a little help from her friend, denn My Morning Jackets-Mastermind Jim James hat sie von Montreal nach Louisville gelotst und als ihr Produzent alle Zweifel daran weggewischt, dass ihre Stimme einer vollen Bandbesetzung nicht standhalten könnte. Die Folge: “Good Advice” hat das letzte Bisschen Punch, das Bulats Musik bisher noch fehlte. Sufjan Stevens wusste es schon vorher.
weitere Platten
The Garden
VÖ: 25.03.2022
Are You In Love?
VÖ: 27.03.2020
Tall Tall Shadow
VÖ: 30.09.2013
Heart Of My Own
VÖ: 29.01.2010
Oh, My Darling
VÖ: 08.06.2007