“Ich habe versucht, ein leicht schizophrenes Album zu machen, das all diese verschiedenen Elemente hatte, davon aber so viele, dass am Ende jeder verwirrt ist und sich fragt: Was zur Hölle war das? Ich weiß nicht, was das war, aber es hat mir irgendwie gefallen.” Das ist ein Zitat von Oli Burslem, dem Sänger von Yak, der damit zeigt, dass er zu einer sehr akkuraten Einschätzung ihres Debütalbums fähig ist. Vielleicht hat Burslem aber auch nur sehr aufmerksam zugehört, wenn ihm wieder mal jemand sagte, wie toll er Yak findet. Infrage kämen gleich mehrere Personen. Jack White zum Beispiel, der vergangenes Jahr eine Single für sein Third-Man-Records-Label in Auftrag gab. Oder Steve Mackey von Pulp, der “Alas Salvation” so unpulpig wie nur möglich produzierte. Oder Burslems australische Modelfreundin, die ihn immer wieder ermahnen muss, Bücher zu lesen, die nicht von Rockstars handeln. Der Sänger sieht ein wenig aus wie der feuchte Traum eines homosexuellen Managers mit Mick-Jagger-Fetisch: volle Lippen, blonde Fransen und ein schlanker Körper, der dafür gemacht ist, Ringelshirts und Lederjacken durch die Gegend zu tragen. Es ist alles schon fast ein bisschen zu perfekt, und deshalb klingt “Alas Salvation” wahrscheinlich auch so unperfekt, damit keiner auf die Idee kommt, hier würden Berechnungen angestellt. Dass Burslem sagt, er würde sich darauf freuen, Yak auf Vinyl-LP zu hören, muss ein Witz sein. “Alas Salvation” müsste man auf zerknüllte Taschentücher pressen, wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe, die abzuspielen. Die Platte hört sich an wie das, was die Libertines vor 15 Jahren auf dem Studioboden hätten liegen lassen, und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Dieses Album ist Lärm. Teile davon haben Songtitel, andere nennen sich allen Ernstes “Intermission”. Songwriting ist meistens nur insofern zu erkennen, als dass es alle drei Mitglieder irgendwie schaffen, zur selben Zeit denselben Krach zu machen. Burslem schwört, dass Yak genau dieses Album so auf die Bühne bringen könnten, aber das ist fast so unwahrscheinlich wie beim Bleigießen zweimal hintereinander Michelangelos David rauszubekommen. Zum Glück ist das auch egal. Denn “Alas Salvation” schneidet einen Moment aus der Zeit, in dem pures Ungestüm möglich ist und man beim Hören tatsächlich wieder jünger wird. Irgendjemand muss dringend das Gesicht abgeleckt kriegen.
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Pursuit of Momentary Happiness
VÖ: 08.02.2019