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    Captain Planet
    Ein Ende

    VÖ: 06.05.2016 | Label: Zeitstrafe
    Text: Online Redaktion
    10 / 12
    Captain Planet - Ein Ende

    “Ein Ende” von Captain Planet im Vier-Ohren-Test

    In sieben Sekunden entscheiden Menschen über Sympathie. In sieben Sekunden erobern Captain Planet hier dein Herz.
    Dann hat Jan Arne von Twistern im Opener “St. Peter” zum ersten Mal mit dieser Mischung aus Verzweiflung und Euphorie seine Stimme in die Nasennebenhöhlen hochgezogen und die Gitarre so schön unruhig den Schorf vom Leben gekratzt, dass man diesen fünf Hamburgern sofort wieder verfallen ist. Man könnte “Ein Ende” jetzt ausmachen, weil man mehr als zehn Jahre nach der “Unterm Pflaster der Strand”-Ep und vier nach “Treibeis” sowieso weiß, wie es weitergeht: Eine knappe halbe Stunde stürzen sich Captain Planet wie gegen den Wind in ihre indiepunkigen, melancholisch-aufgekratzten Alltagsbeobachtungen; dabei klingen sie immer so latent hysterisch wie der Postpunk von Love A, so Deichbewohner-klug und wettergegerbt wie Turbostaat, und so melodiebesoffen und hymnisch wie sonst niemand aus der Szene. Mit Songs, die vom Sterben, Weggehen, Sich Trennen handeln, und doch immer nach Aufbruch klingen. Und in die der Kunst- und Englischlehrer von Twistern zwischen Naturlyrik und Zivilsationsdrama Bilder hineinschreibt, die bleiben – von den „Stichkanälen“ für das Glück in “Kette”, oder von den Fingern, die in “Kreisel” unruhig „auf deinen Knien tanzen“. Am Ende von “Ein Ende” dann das große Aufbäumen: „Weiter, bis die Stimme aufgibt/ Bis alles zerfällt/ Bis der Vorhang wieder aufgeht/ Uns nichts mehr hier hält.“ Der schönste aller Taschenspielertricks: Das hier fängt gerade erst richtig an.
    10/12 dennis drögemüller

    Emo-Punkrock gegen das Erwachsenwerden und zum alte Männer Ärgern. Klassenziel erreicht.
    Was Captain Planet nach vier Alben ja echt gut können: adoleszente Realitätsverweigerung, die einem Musik gewordene Pubertätstagebücher ins Gesicht drückt. Autsch. Benjamin von Stuckrad-Barre hat mit 18 The Bates, seine persönlichen Punkhelden, auf die Abifeier seines Provinz-Gymnasiums in Nordhessen gebucht, und er darf heute sogar Bücher darüber schreiben. Bei den meisten anderen dominieren dagegen Erinnerungen, in denen man Sturm und Drang mit Kopfschmerz und Endstadiums-Hysterie bezahlen musste. Hat sich gelohnt, damals. Captain Planet haben auf diesem zwischenweltlichen Pegelstand des Lebens einfach weitergemacht. Deshalb klingt “Ein Ende” so schmerzhaft wie ein Klassentreffen, bei dem man all das ungefragt wieder hervorwürgen muss, was man erfolgreich verdrängt hatte. Die hyperaktiven Gitarren schrammeln zuverlässig alles zur Seite, was Jan Arne von Twistern in seinen (sicherlich dudenfesten) Texten zu sagen hätte. Was das ist, erahnt man nur in “Fenster im Fenster”, ansonsten verweigert “Ein Ende” mit gekreuzten Armen und etwas zu oft synkopierten Neins zum Leben den Zugang. Das Album bleibt mit diesen seltsamen Prioritäten im Sound halb im Nebel stehen. Vermutlich ist das Absicht, wenn man ein sehr melancholisches Leben unter Weißblech-Dosenbergen, Partypfützen und Rasierschaum-Schmodder begraben will. Dann doch lieber Stuckrad-Barres Buch.
    5/12 martin iordanidis

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