Die Debüt-EP von Gone Is Gone, bestehend aus Sänger und Bassist Troy Sanders, Gitarrist Troy Van Leeuwen, At The Drive-In-Schlagzeuger Tony Hajjar und Multiinstrumentalist Mike Zarin wird den hohen Erwartungshaltungen gerecht, auch wenn einer der Musiker den Bandsound hauptsächlich zu prägen scheint. Die ersten Hördurchgänge können einen geradezu verärgern. Nicht, weil die EP so schlecht wäre, sondern weil die Songs darauf so gut sind. Und jeder weiß, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, eine Supergroup, wie Gone Is Gone eine ist, einmal live sehen zu können. Klar, es mag dafür irgendwann irgendwo ein paar wenige Gelegenheiten geben, doch wieviel besser wäre es, Songs wie den Opener Violescent – einen großartigen, Mastodon-typischen Kracher – in der regulären Setlist von Sanders Hauptband hören zu können, oder das schwelgerische Starlight. Sind solche Stücke nicht geradezu verschwendet, wenn sie – und sei es auch in einer noch so traumhaften Besetzung – nur auf dem Album eines Nebenprojektes schlummern? Auch Stolen From Me und One Divided hätten sich auf einem der beiden aktuellsten Mastodon-Alben hervorragend gemacht – oder eben auf einem neuen. Soviel schon einmal zur Qualität dieser vier von insgesamt acht Tracks, von denen zwei allerdings eher kurze atmosphärische Zwischenstücke sind. Allerdings wäre dieser Ärger nur gerechtfertigt, wenn Bassist und Sänger Sanders die Kollegen Hajjar, Van Leeuwen und Zarin zu dem Projekt eingeladen hätte, dabei war es genau umgekehrt: Gone Is Gone entstanden zunächst durch die Zusammenarbeit des At The Drive-In-Schlagzeugers Hajjar mit dem Soundtüftler Zarin, der wiederum durch das Projekt Sweethead mit Van Leeuwen verbunden ist, dem Gitarristen von Queens Of The Stone Age. Sanders stieß also als Letztes hinzu. Umso erstaunlicher, wie sehr er die Band zu charakterisieren scheint, denn trotz einiger durchaus vorhandener Post-Rock- und Hardcore-Elemente ist sie doch klar dem musikalischen Spielfeld seiner Hauptband zuzuordnen, die ihren Sound von Album zu Album immer weiter geöffnet hat. Ob Hajjar, Van Leeuwen und Zarin deshalb Sanders eingeladen haben, weil er die perfekte Stimme für den von ihnen kreierten Sound darstellt, oder ob der Mastodon-Bassist die Stücke im Nachhinein so stark geprägt hat, bleibt erst einmal offen. Beachtlich ist jedoch, wie homogen das erste offizielle Lebenszeichen der Band klingt, vor allem, wenn man es mit dem ähnlich gelagerten Projekt Killer Be Killed vergleicht, das viel eher nach seinen einzelnen Teilen, als nach einer richtigen Band klang. Gone Is Gone, die in dieser Zusammensetzung immerhin seit 2012 bestehen, präsentieren sich als echte Einheit. Ein Album soll folgen.
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VÖ: 06.01.2017