Big Thief
Masterpiece
Es gehört eine ordentliche Portion Arroganz oder Augenzwinkern dazu, sein Album “Masterpiece” zu betiteln. Das Augenzwinkern ist im Falle des Debüts von Big Thief aus New York naheliegender. Aber eigentlich ist mit besagtem “Meisterwerk” ohnehin nicht die eigene Musik gemeint, sondern – nach Aussage von Sängerin und Gitarristin Adrianne Lenker – die menschliche Existenz. Lenker zufolge handelt “Masterpiece” von Schmerz, Verlust und Liebe und davon, sie zu überwinden. Die Schwere ihres Themas hört man den Songs nicht immer an, verfügt der Indierock von Big Thief doch über ein grungiges Laissez-faire, das Assoziationen an 90er- Alternative-Schluffis wie Pavement weckt. Stücke wie “Real Love”, “Interstate” oder “Animals” schwellen an und ab, beschleunigen und bremsen ohne Vorwarnung. Und dass nicht jeder Ton im schrammeligen Gitarrensolo sitzt, scheint bei dem Quartett aus Brooklyn ebenfalls niemanden zu stören. Warum auch, solange die Melodien stimmen. Big Thief haben aber auch eine bedächtige Seite. Die minimalistischen Akustiknummern “Little Arrow” und “Lorraine” klingen – auch dank der anmutigen Stimme von Lenker – nach traditioneller Americana, während “Velvet Ring” dem neurotischen Indiefolk der Saddle Creek-Kollegen Bright Eyes näher steht. Und in den balladesk gespenstischen “Paul”, “Randy” und “Parallels” stellt Lenker ihre weiblichen Crooner-Qualitäten unter Beweis. Da kommt dann sogar Gänsehaut-Atmosphäre auf. “Masterpiece” ist bestimmt kein Meisterwerk, aber trotzdem ziemlich gut.
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