If These Trees Could Talk
The Bones Of A Dying World
Text: Martin Burger
Abfotografiert mit dem kitschigsten Filter, den die App aufbieten kann, während ihres Urlaubs in solchen Un-Orten wie Pelzerhaken oder Scharbeutz, nachdem sie ihr Sportboot durch die westliche Lübecker Bucht ausgeführt haben. War aber auch kräftezehrend, den Frühling über Vollbart, Brille und den auf die Strickjacke abgestimmtem Beanie in den Kulturräumen der Studentenviertel spazieren zu tragen. Doch halt. Diesmal ist alles anders: Statt einer Küstenlinie oder Fotos aus dem Pressepool von National Geographic ist es diesmal ein schwimmender Eisbrocken in Island, wohl geknipst zwischen der Blauen Lagune und dem Svartirsandar-Strand. Abwechslung muss sein, und das dritte Album der Band aus Ohio dient damit als perfektes Accessoire für die betreute Rundreise zu den Hotspots der Vulkaninsel. Alles ist zu klar produziert, vorbei die Zeiten der schneidenden Gitarren im Spannungsaufbau, wie es noch bei “Red Forest” der Fall war. Nur kurz deutet “Solstice” so etwas wie Sinn für Dreck an, bevor das dauernde Pling-Pling wieder übernimmt. Auch die Melodielinie in “Iron Glacier” bietet Halt, franst aber leider nach dem zweiten Drittel so aus, wie auch If These Trees Could Talk ihr Genre ausfransen lassen und ihr Eisberg sich als harmlose Treibeisscholle herausstellt. Wie Erzählen ohne Worte besser geht, beweisen zurzeit Tides From Nebula oder die Spanier von Toundra mit ihren unverhüllten Parabeln von Waldbrand und Flucht in eine harsche Welt außerhalb der Baumgrenze. Wenn diese Bäume hier reden könnten, würden sie sagen: Fälle uns nicht, schmück’ uns aus!
weitere Platten
Red Forest
VÖ: 20.03.2012
Above The Earth, Below The Sky
VÖ: 11.03.2009