Inzwischen weiß ich, daß selbst Davids Ableben nichts bewirkt hätte, im Zeitalter der geremixten Leichen wäre dieses Album zumindest so ähnlich möglich gewesen. “Earthling” (übrigens nicht die Fortsetzung seiner “Outside”-Trilogie) klingt, als hätten sich angesagte Drum’n’Bass-DJs seiner Werke aus der mittleren Periode angenommen. Wie auch immer, die Synthese funktioniert, und das nicht nur im Fall des von Adam F und A Guy Called Gerald abgemischten “Telling Lies”. Bowies melancholisch-unterkühlte Stimme harmoniert erstaunlich gut mit wuchtigen Dance-Grooves, wie beispielsweise das treibende “Dead Man Walking” oder die Single “Little Wonder” demonstrieren. Um sofort pure Begeisterung auszulösen, ist die Mixtur wohl noch zu gewöhnungsbedürftig, aber immerhin ist seine Musik wieder unbeschwert hörbar geworden. Von “Space Oddity” Ende der 60er über seine Phase mit Brian Eno Ende der 70er bis zu “Scary Monsters” und vielleicht noch “Let’s Dance” in den 80ern war das Chamäleon stets seiner Zeit voraus, danach drehte er das Rad seiner eigenen Entwicklung mit Selbstzitaten und Wiederholungen stetig zurück. Jetzt ist der 50-Jährige wenigstens wieder voll auf der Höhe der Zeit und man darf seinem nächsten Streich gespannt entgegenblicken.
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