Bis das auf dem Debütalbum passiert, dauert es keine drei Minuten. Beachheads eröffnender “Moment Of Truth” ist nämlich auch der Moment, in dem man sich in dieses Album verliebt, wenn man ein offenes Ohr für Fuzz-Gitarren, treibende Geradeaus-Rhythmen und vor allem wunderbare Melodien hat, die einen durch das Wohnzimmer, das Büro oder den Alltag schwingen lassen. Dass mit diesem wunderbaren Power Pop nach dem gut gemeinten Ratschlag des ersten Songs, “Keep your memories as precious gifts”, längst nicht Schluss ist, versteht sich von selbst. So schließt “Break Me Down” mit der fast exakt gleichen Songlänge von knapp drei Minuten und dem gleichen Rezept an: Børild Haughorn singt mit harmonischer Leichtigkeit über die nicht abebbenden Gitarrenmelodien von Kvelertaks Vidar Landa. Dessen doppelter Bandkollege, Bassist Marvin Nygaard, und Schlagzeuger Espen Kvaløy machen das Quartett komplett, das sich bereits im Jahr 2013 formierte, unter anderem aufgrund der begrenzten Zeit von Landa und Nygaard aber erst 2015 erstmals von sich hören ließ. Mit der Veröffentlichung des ersten Albums gibt es nun allerdings kein Zurück mehr. Lange klangen Melodien, Texte und Leidenschaft für jeden einzelnen der zwölf Songs nicht mehr so simpel und zugleich großartig. Nach ein paar Hördurchgängen könnte “Beachheads” auch das Album sein, zu dem man sich zum ersten Mal schwer verliebt oder sein erstes WG-Zimmer bezogen hat. Haughorns Stimme und Worte treffen und berühren unmittelbar, egal ob er über die Unvorhersehbarkeit und Unberechenbarkeit der Liebe im souligen “Una” singt, in dem Landa ausnahmsweise zu einem Gitarrensolo ausholt, oder in “Procession” über eine Beerdigung, vermutlich die seines kürzlich verstorbenen Vaters: “Your procession is making it’s way/ It’s time, it’s the beginning of a life without you around/ My body is shaking when they lower you into the ground.” Auch das knapp zweiminütige “Despair” dreht sich um den Tod und die damit verbundene Verzweiflung, musikalisch bringt der Song einen punkigen Einschlag mit sich, der an The Hives erinnert. In “It Feels Alright” mischen sich Ska-Bläser in den sonnigen Power Pop von Beachheads, und auch das passt so wunderbar zusammen wie der Rest dieses Debüts, das in jeder seiner knapp 36 Minuten traumhaft eindringlich und nach der nächsten großen Liebe klingt.
weitere Platten
II
VÖ: 04.03.2022