Zweifel an der Mischung aus klapprigen Beats und fein beobachteten, unflätig herausgehauenen soziopolitischen Zustandsbeschreibungen gab es schon nach “Divide And Exit” (2014), dem Durchbruchsalbum des Duos. Seitdem haben Jason Williamson, der Mod mit dem unmöglichen Haarschnitt und der riesigen Schnauze, und Andrew Fearn, der lange Unrasierte, der am liebsten gebeugt über seinen Gerätschaften hängt, jedes Jahr ein Album veröffentlicht. “English Tapas” ist das Beste, weil sich hier so etwas wie Melodien in ihren Sound schleichen, die man vergnügt mitpfeifen würde, hätte Williamson nicht gerade wieder eine verbale Backpfeife verteilt. Die Texte des Grantlers, in denen er sich über die Unzulänglichkeiten seiner Landsleute im Brexit-England das Maul zerreißt, stehen nach wie vor im Mittelpunkt. Am besten ist Williamson, wenn er in hohem Tempo Wörter aneinanderreiht und kräftig austeilt, etwa in “Snout”. Fearns Beitrag dazu, dass die Sleaford Mods 2017 eingängiger klingen, liegt in Kleinigkeiten, etwa der unter die Punchline von “Drayton Manored” “A trip to Spar is like a trip to Mars” ein quietschendes Ausrufezeichen zu setzen, dem wunderbar rollenden Beat von “Cuddly” und dem zarten Bass in “Dull”. Dass die Sleaford Mods im UK weiterhin in anderen Dimensionen unterwegs sind als hierzulande, liegt an Williamsons Nottinghamer Slang, dessen feinen Unterscheidungen zwischen “cunt” und “twat” nicht leicht zu folgen ist. Wie ernst es ihm ist, unterstreicht aber jedes Wort, das er mit Verachtung ausspuckt.
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