Sie hätten es nach ihrem gefeierten Debüt einfacher haben können: Wo aber Coldplay oder Mumford & Sons gemächlich nach mehr Breitentauglichkeit und Formatradio strebten, nutzten Alt-J die Gunst des Erfolges, um auf “This Is All Yours” Sound und Anspruch zu festigen und zu verfeinern. Bei “Relaxer” glaubt man nun zusätzlich eine freigeistige Gelassenheit herauszuhören, weil die vier Briten offensichtlich keinem mehr einen Beweis ihrer Eigenständigkeit schuldig sind. Anders lässt sich der unwahrscheinliche Opener “3WW” kaum erklären. Sind das Massive Attack mit einer besser gelaunten Version von TripHop oder Beck kurz vor “Sea Change”? Bis klar ist, dass hier Alt-J zugange sind, hat man auf angenehme Weise vergessen, um wen sich die Platte dreht. Das anschließende “In Cold Blood” kommt dafür direkt mit den Trademarks der Band aus dem Saft: Hipper Beat, markante mehrstimmige Gesangsfragmente und zwischen Bläser gestückelte Gitarren. An anderer Stelle siegt wiederum das Orchestrale über das Tempo: Im besten Fall werden “Adeline” und “Pleader” nie als Singles ausgekoppelt und bleiben so die epischen Kleinode des Albums. Im schlimmsten Fall sind sie bereits an Hightech-Konzerne verkauft, die just in diesem Moment ihren nächsten bildgewaltigen Werbespot produzieren lassen. Die Vergangenheit hat leider gezeigt, wie sehr die Magie dieser Musik im Kontext ihrer Verwertung die Farbe wechselt. Für den Moment ist “Relaxer” aber berauschendes Kino für die Ohren.