Mit wuchtigem Alternative-Prog und großen Hooks punktet Alteration zwischen The Intersphere und Thrice.
Seit “Your Hammer To My Enemy” hat sich die Band aus Stuttgart nachvollziehbar nach oben gearbeitet, vom früheren Metalcore sind neben den massiven Breakdowns in “Desolate” vor allem gute Soundideale übrig. “Alteration” wummst prächtig, und An Early Cascade wissen ihre harte Kante perfekt zwischen hymnischer Dramatik und Mastodon-artigen Leads einzupassen. Songs wie “Living In Exile” und “Without You Im Nothing” leben davon, nervöse Schräglagen in der Gitarrenabteilung mit Maik Czymaras gefühlsturbulentem Gesang zu konterkarieren, den man entweder liebt oder hasst. Der prägnant angezerrte Bass, ein Schlagzeugspiel mit definiertem Ziel in jedem Takt und wagemutige Gitarren weit außerhalb ihrer Riff-Pflichten drängen Vergleiche mit “Relations In The Unseen” von den Mannheimer Prog-Kollegen The Intersphere auf. Wo die beim harten Metal eher an der Tür klingeln, stürmen An Early Cascade ins Haus und reißen die Tapete von der Wand. Alteration bleibt dafür trotz seiner dunklen Härte an verträglichen Arrangements kleben, die nach Pop-England schielen. In “Wrong Things” und “All I Need” führt das zu einem Balanceakt zwischen Crossover-Belanglosigkeit und Alternative-Hit-Wonder, bei dem An Early Cascade durch ein paar obskure Akkorde dann doch immer zu richtigen Seite fallen.
8/12 martin iordanidis
Mit deutschen Nachwuchsbands soll man nachsichtig sein. Ganz lieb gemeinte vier Punkte für nicht ganz Saosin.
Anthony Green ist ja nun der Erste, der zugibt, dass er nicht immer alles perfekt hinbekommen hat, sei es mit Circa Survive, Saosin oder in seinem sonstigen Privatleben. Umso beeindruckender, wenn eine eigentlich völlig unbeteiligte Band das noch mit so viel Abstand unterbietet. An Early Cascade kommen aus Stuttgart, haben wirklich unschöne Frisuren und den Unterschied zwischen Dramatik und Wurstigkeit noch nicht ganz verstanden. Wäre eigentlich mal Zeit gewesen zum zweiten Album in weit über zehn Jahren als alternative Band, aber dann halt zum nächsten mit Vorsagen: Wenn Maik Czymara seine Texte dann mal nicht ganz so plump aus irgendwelchen RTL-Märchen abschreibt und beim Singen nicht immer ganz so abstoßend vom Jaulen ins Knödeln ins Stöhnen verfällt, und wenn die Musik dazu nicht ganz so vorhersehbar zwischen Leidensstrophen und Ausbruchsrefrains wechselt und dabei nicht ganz so bemüht klingt wie die dünnste dicke Produktion der Stadt. Wenn An Early Cascade sich außerdem Grausamkeiten wie die Akustikgitarre ganz am Anfang oder den Wurmgroove mitsamt Grunzpart ganz am Schluss von Alteration sparen, und wenn sie sich dann noch schnell auflösen, ihre Instrumente auf dem nächsten Cannstatter Wasen gegen ein paar Maß Bier eintauschen und sich richtige Jobs ohne Publikumskontakt suchen, könnte das echt noch was werden. Toi, toi, toi, Jungs, von hier an gehts bergauf.
4/12 britta helm