Einen roten Faden gibt es nicht. Vielmehr haben sich die fünf Berliner unter dem Arbeitstitel “Mixtape” jede Menge Musiker und Produzenten ins Studio geholt und 21 Songs lang getan, wonach ihnen der Sinn stand. Frei nach dem Motto: Jeder Song bekommt was er braucht, Scheiß doch der Hund drauf, ob das am Ende zusammenpasst. So kommt es, dass unter anderem Jamie T, Deichkind und Farin Urlaub im Studio vorbeigeschaut haben und in drei Sprachen gesungen wird. Es gibt die “Hand In Hand”-Hymnen, wie das zuvor veröffentlichte “I Do” mit Handclap-Refrain und smoothen Seebrisegitarren, den groovigen Sommerhit “Filthy Crime” und das nur dem Titel nach sorglose “Summertime”. Es gibt die garstigen Punkschinken wie “Sucker Punch”, die den, pünktlich zu jeder neuen Platte aufschreienden Früher-waren-Sie-härter-Empörern den Scheitel neu ziehen. Es gibt Blödel-Songs, wie das französisch gesungene, gemeinsam mit den Berlinern Stereo Total aufgenommene und von einem leiernden Akkordeon begleitete “Velosolex”. Es gibt aber auch deutsche Texte über Loser (“L auf der Stirn”) und die Liebe (“Abbadu”).
Die wilde Mischung überfordert den Hörer im ersten Moment, dem Sound des Albums bekommt sie hervorragend: Poliert wird hier nur an Stellen, denen Glanz auch steht, der Rest bleibt druckvoll und ganz bewusst dreckig. Dafür sorgt nicht nur Beatsteaks-Stammproduzent Moses Schneider, sondern unter anderem auch Pierre Baigorry aka Peter Fox oder die Band selbst. Will man darüber spekulieren, was Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß wohl zu dem ein oder anderen Text verleitet hat, dann vielleicht die Botschaft, dass es hier nicht darum geht, dass alles rundläuft, sondern darum, aus dem leidigen Hamsterrad früh genug auszusteigen, bevor es mit Höchstgeschwindigkeit an der nächsten Wand zerschellt. Wer das Konzept eines Albums braucht, um sich über maßgeschneiderte Übergänge zu freuen und sich an einem bedeutungsschwangeren Metathema zu ergötzen, wird hier bitter enttäuscht werden. Alle anderen werden in dieser riesigen Schatzkiste voller Beatsteaks-Facetten ihre ganz persönlichen Perlen finden und sich vom fühlbar entspannten Vibe des achten Studioalbums der Band an die Hand nehmen lassen, dessen einzige Regel, wenn überhaupt, im Einspieler zu “Filthy Crime” genannt wird: “All right, fellows, listen up: If you’re in a band, it’s supposed to sound like you’re all playing the same song, at the same time”.
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