Vor ein paar Jahren gehörte noch ein gewisser Zachary Cole Smith zum Kollektiv, doch der machte zuerst Diiv auf und dann in Drogen und Frauen. Die übriggebliebenen Bandmitglieder interessierten sich plötzlich für eine Jangle-Version von 60s-Pop, komplett mit schillernden Gitarren und durch ein Sieb gedrückte Vocals. Je nachdem aus welcher Windrichtung man das Album hört, lässt sich “Somersault” nicht auf ein bestimmtes Jahrzehnt festlegen, und höfliche Geschmeidigkeit ist ja momentan eh der Clou bei weißen Indiejungs. Genau wie man Donald Trump hartnäckig “not my president” nennen kann, ohne dass sich an der Realität etwas ändert, kann man sich schließlich auch darauf versteifen, dass wertkonservativer Surfsound wie dieser hier etwas über die eigene Okayheit aussagt, trotz allem, was nachweislich nicht okay ist. Klingt unfair, ist es aber nur solange “Somersault” possierlich bleibt, was auf mindestens 80 Prozent des Albums der Fall ist. “This Year” würde noch als 7-Inch-Liebhaberei funktionieren, der Fremdkörper “Rise” ist gut, lässt aber tatsächlich den Rest der LP wie den Fremdkörper wirken. J Mascis bemerkte einmal, dass er in den Wochen nach 9/11 nur die tröstenden Klänge des Beachwood Sparks-Albums vertragen hätte. Diesmal ist es umgekehrt, und man fühlt sich von einer ganz ähnlichen Musik chloroformiert. Klingt immer noch unfair? Dann vielleicht so: Beach Fossils sind nicht die einzigen, die gerade musikalische Wollsocken für die Seele verschenken wollen. Ihre jucken nur so wenig, dass es auch schon wieder juckt.
weitere Platten
Bunny
VÖ: 02.06.2023
The Other Side Of Life: Piano Ballads
VÖ: 19.11.2021
Clash The Truth
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