Masters Of Reality
Sunrise On The Sufferbus
Text: Harald Fricke
Texte, die das Leben schrieb: “She Got Me (When She Got Her Dress On)”, Schlagzeugrhythmen, wie sie nur Ginger Baker einzuspielen vermag. Schwere, unterschwellig wabernde Psychedelia, Merkwürdig dudelnde Gitarrenriffs, die mittendrin aufhören, als wäre da jemand eingeschlafen. Aber dann quasselt Goss hellwach von Witches, die da nackt auf einer Wiese herumtoben und ihn bei Vollmond zum Tanz einladen. Plötzlich zirpt und flötet das Liedchen wie befreiter Hippie-Pop… bis zum nächsten Nackttanz oder dem Liebeslied an Madonna. Eigentlich hatte Ex-Labelchef Rubin schon vor geraumer Zeit angedroht, dass MoR eine LP auffahren würden, für die das Weiße Album der Beatles nebst Led Zeps “IV” Paten stünden. Das mit den Beatles hat tatsächlich geklappt: “Jody Sings” klimpert und windet sich ohne Rettung ins Hirn, als hätte McCartney der Oma das Lied zum Kaffeekränzchen gewidmet. Ohne jeden Anflug von Ironie kommt es noch besser: Für “100 Years” erinnert sich Goss der ersten Platte von King Crimson. Wer also jemals “Epitaph”, Mohnkuchen und Bronchicum auf einmal genossen hat, weiß, wie das klingt. So dröhnen Götter, oder zumindest welche, die mit ihnen in Kontakt stehen.
5/5 Harald Fricke
weitere Platten
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VÖ: 26.04.2004
Deep In The Hole
VÖ: 15.10.2001
Welcome To The Western Lodge
VÖ: 21.06.1999
Masters Of Reality
VÖ: 24.01.1988