Torres
Three Futures
Erst pausbäckige Unschuld, dann wasserstoffblonde PJ Harvey zirka 1992, diesmal textilarme Körperkunst samt Manspreading. Fast beängstigend, wie flott Torres sich entwickelt. Trance-Pop sei ihr vorgeschwebt, sagt sie zu “Three Futures”, also habe sie es einfach durchgezogen. Dafür gebührt ihr natürlich derselbe Respekt, der Harvey für “White Chalk” zusteht und Björk für so ziemlich alles seit “Post”. Nur gut finden muss man das nicht. In der Tat wäre es sogar spielend leicht, unterm Schutzanzug der gitarrengeilen Kritikersau an “Three Futures” alles zu verreißen, was nicht bei drei einen Galeristen gefunden hat: die synthetischen Beats, den exaltierten Gesang, oder das selbst nach fünf Album-Durchläufen sperrig bleibende “Bad Baby Pie”. Schafft man es so weit, hat man aber auch fünf Mal allenthalben kluges Songwriting ausgemacht über den menschlichen Körper als Tempel und als Objekt der Lust, und über die Zukunft als Würfelspiel zwischen Wunsch, Zufall und Vorbestimmung. Etwas Schöneres und zugleich Traurigeres als “Marble Focus” wird es dieses Jahr nicht mehr geben – sorry, Brand New. Sicherlich, “Three Futures” hätte im rockigen Kleid durchaus das Zeug gehabt, den Soundcheck genauso abzuräumen wie “Sprinter” vor zwei Jahren, nur kann einer Künstlerin dieser Qualität ein einzelner Genrebegriff auf Dauer nicht genügen. Das irre “Concrete Ganesha” als alternativer Rocksong wäre trotzdem interessant bis grandios gewesen.
weitere Platten
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VÖ: 09.08.2024
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Live In Berlin
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Sprinter
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Torres
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