In der Zwischenzeit wurde der Bandstammbaum ordentlich beschnitten, und zwar bei beiden Chefs gleichermaßen. Spencer Krug legte seine Fantasy-Rockband Sunset Rubdown in ein frühes Hünengrab, Kollege Dan Boeckner trennte sich von seiner Powerfrau Alexei Perry und löste die gemeinsame Band Handsome Furs auf. Die allzu weitschweifige Veröffentlichungspolitik der beiden Kanadier wurde dadurch gesundgeschrumpft, und “Cry, Cry, Cry” klingt dann auch so, als würden sich zwei alte Kumpels mit ordentlich Tatendrang endlich wieder in die Arme fallen. Das gemeinsame Ding, das sie drehen, heißt Popmusik, weil die Songs alle vorbildlich in Strophen und Refrains gegliedert und bis auf zwei Stücke würzig kurz sind. Gleichzeitig ist es auch das Gegenteil von Popmusik, denn wenn Wolf Parade eins können, dann ist das Atmosphäre, und zwar die dunkle, bei der Papa immer das Radio ausmacht. Speziell Krugs Stimme ist gleichzeitig quengelig und gebieterisch und wie gemacht für Zeilen wie “I heard the island is alright/ If youre looking for a grave.” Zur Erklärung solcher Texte braucht man nach wie vor ein Hexenbrett und ein goldenes Pendel, aber man sich kann zur Not auch vom Schlagzeug durch diese Unterwelt führen lassen. Das ist nämlich militärisch stramm und treibt das Album eine gute Dreiviertelstunde vor sich her, ohne zu erschöpfen. Erschöpft sind hinterher höchstens diejenigen Hörer, die während Wolf Parades Abwesenheit ein bisschen dick geworden sind oder die Tanzschule geschwänzt haben.
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