Zu laut darf man das auf Englisch nicht sagen: Einen Rezensenten des Decibel-Magazins überzog Frontmann Robb Flynn mit einer patzigen Schimpftirade, als jener aussprach, was für eine Enttäuschung und ein Rückschritt “Catharsis” sei. Die kindische Reaktion des 50-jährigen Flynn spiegelt die pathetische Humorlosigkeit wider, mit der die Band ihren Blockbuster-Sound heuer auf durchgängig 110 Prozent trimmt: Der brutale Groove Metal der Frühphase, der prollige Nu Metal der Jahrtausendwende und der epische und melodisch-progressive Thrash ab “Through The Ashes Of Empires” (2003) – alles passiert konstant im roten Bereich. Wo “Unto The Locust” (2011) nur einen Hauch und “Bloodstone & Diamonds” (2014) etwas over the top war, versacken auf “Catharsis” die Zwischentöne in einem mit 74 Minuten auch in der Länge völlig überdimensionierten Maximierungszustand. Die Ausführung ist dabei nicht das Problem: Der Opener “Volatile” etwa lässt in seiner hyperventilierenden Slipknot-Aggression ästhetisch ebenso wenig zu wünschen übrig wie der Nu-Metal-Dampfhammer “California Bleeding” oder die am Kitsch kratzende Akustikgitarren-Metalballade “Behind A Mask”. Machine Head beherrschen die Songschablonen so virtuos, dass der partielle Rückfall in die Metal-Pubertät nicht großartig stört. Nur bleibt nichts hängen: “Catharsis” ist das erste Machine-Head-Album ohne Hit-Potenzial. Und auf ein Experiment wie “Bastards”, das zwischen Spoken-Word-Country und Dropkick Murphys die Trump-Wahl erklärt, hat niemand gewartet.
weitere Platten
Øf Kingdøm And Crøwn
VÖ: 26.08.2022
Bloodstone & Diamonds
VÖ: 07.11.2014
Unto The Locust
VÖ: 23.09.2011
The Blackening
VÖ: 23.03.2007
Through The Ashes Of Empires
VÖ: 27.10.2003
Supercharger
VÖ: 24.09.2001
The Burning Red
VÖ: 10.08.1999
The More Things Change...
VÖ: 26.03.1997
Burn My Eyes
VÖ: 09.08.1994